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Kultur: Wir sagen nichts

Perfekt: Armin Petras und das Gorki-Theater Berlin

Berlins Kultursenator mag den einen oder anderen anstrengenden Charakterzug besitzen, die Politikerkrankheit der permanent gut geölten Selbstvermarktung gehört nicht dazu. Versuchten einige seiner Vorgänger noch Katastrophen mit fröhlichem „vivo-el-teatro“- Grinsen als Erfolge zu verkaufen, bleibt Flierl selbst dann spröde, misstrauisch und vorsichtig, wenn ihm unzweifelhaft ein Coup gelungen ist. So geriet die gestrige Vertragsunterzeichnung mit Armin Petras, der ab 2006 als Nachfolger von Volker Hesse Intendant des Maxim- Gorki-Theaters wird, im Büro des Senators zum freudlosen Verwaltungsakt. Unterschreiben, Händeschütteln, Lächeln für die Fotografen, die Urkunde überreichen, Floskeln austauschen: „Ich freue mich, dass Sie da sind“.

Dabei ist die Entscheidung für Petras mutig und vielversprechend: In Hamburg und Frankfurt, in Chemnitz und Nordhausen sind dem Vierzigjährigen immer wieder beeindruckende Inszenierungen (am liebsten eigener Stücke) gelungen, zweimal wurde er damit bisher zum Theatertreffen eingeladen. Petras´ Regie-Arbeiten in Berlin, zuletzt die selbstverliebt-leere Arbeitslosen-Kolportage „3 von 5 Millionen“ in den DT-Kammerspielen, blieben bisher leider deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Dabei hat er in Berlin mit dem Theater angefangen – mit einer illegalen Off- Gruppe in Ost-Berlin während der Achtzigerjahre. Die Gruppe wechselte zusammen nach West-Berlin und kam als „Medea West Theater“ schnell zu Underground-Ruhm. Es war der Beginn einer Arbeitsbiographie, die zwangsläufig auf die ominöse „Ost-West-Kompetenz“ zusteuerte, von der Flierl so gerne redet.

Ein Szene-Tipp ist Petras seit bald zwei Jahrzehnten – der Aufstieg in die erste Liga kam mit regelmäßigen Arbeiten am Thalia Theater Hamburg und dem Schauspiel Frankfurt erst in den letzten Jahren und damit relativ spät. Verglichen mit den vielen Schnell-Karrieristen des Theaterbetriebs steht der manische Viel-Inszenierer Petras damit für ein eher bodenständiges Karriere-Modell: über die Provinz in die Metropolen. Nach Stationen als Oberspielleiter (u.a. in Kassel) übernimmt er am Gorki erstmals eine Intendanz.

Ähnlich verhalten und vorsichtig wie der Senator gab sich Petras bei der Vertragsunterzeichnung: Über den Spielplan, künftige Haus-Regisseure, das Profil seines Theaters und die Eröffnungsinszenierung konnte oder wollte er nicht mehr verraten, als sich in unverfängliche Phrasen verpacken lässt: „Intelligentes Volkstheater“, „großer Respekt vor dem Ensemble“, „kritischer Realismus“. Klingt recht brav. Aber: Hier haben wir mal kein Phantom, sondern einen echten Theatermann.

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