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Kultur: Wir sind so frei

Pro und Contra Filmakademie: Das Parlament will es wissen

Der Argumente sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen, möchte man – nach Goethens „Faust“ – den erschöpften Protagonisten zurufen. Nur: Welche Taten? Wann? Und, vor allem, nach Erfüllung welcher Vorbedingungen? Fragen über Fragen. Die unendliche Geschichte um die beharrlich bevorstehende Gründung einer Deutschen Filmakademie folgt einem arg verschlungenen Drehbuch. Möglicher Arbeitstitel: „Politik der lauernden Schritte“.

Immerhin hatten die potentesten Befürworter dieser Brancheninstitution, die künftig nach Oscar-Vorbild den kulturellen Zwecken zugedachten, mit knapp 3 Millionen Euro dotierten Deutschen Filmpreis vergeben will, zur Anhörung beim Bundestagskulturausschuss am Montag den ersten Entwurf einer vorläufigen Satzung mitgebracht. Danach soll die Akademie zunächst aus 700 ehemaligen Filmpreisträgern und via Bürgen-Fürsprache gekorenen Mitgliedern bestehen. Zum Deutschen Filmpreis selbst, vornehmste Aufgabe der Akademie, soll ein dreistufiges Auswahlverfahren führen. Zunächst schlagen Kommissionen von zehn Branchen-Berufsgruppen ihren jeweiligen Kollegen bis zu 15 Filme vor, aus denen diese dann fünf bis sechs Filme oder Einzelleistungen nominieren. Über die endgültigen Preise bestimmt in geheimer Wahl das Akademie-Plenum, das schnell bis auf 2500 Mitglieder anwachsen soll.

Die Kernfrage aber – höhlt die Nivellierung der Abstimmungsprozedur den kulturellen Auftrag aus, der mit der Vergabe der staatlichen Mittel zwingend verbunden ist? – blieb umstritten. Während der Münchner Produzent Bernd Eichinger, einflussreicher Mitinitiator der Akademie-Idee, am Montag einigermaßen sanftmütig sein Projekt in freundlichen Farben schilderte und auch Berlinale-Chef Dieter Kosslick ihm ebenso wohltemperiert wie allgemein zur Seite sprang, zeigten sich die ebenfalls als Experten geladenen Christoph Hochhäusler (Regisseur) und Josef Schnelle (Filmkritiker) skeptisch. Hochhäusler nannte es einen „schweren Fehler“ die mit dem Preis verbundenen kulturellen Filmfördergelder des Bundes in die Hand der Akademie zu geben, Schnelle warnte davor, dass das Geld dann nur mehr einer „wirtschaftlichen Filmförderung“ zugute komme. Regisseur Andreas Dresen, der seinen Low-Budget-Film „Halbe Treppe“ erst hatte mit den Preisgeldern für „Nachtgestalten“ drehen können, nahm insofern eine sachte verblüffende Sonderstellung ein, als er hervorhob, auch die bisherige zwölfköpfige Jury habe doch oft bloß die gängigen Erfolgsfilme belohnt. Nun, Karmakars „Totmacher“, Petzolds „Innere Sicherheit“, Roehlers „Unberührbare“ ganz vergessen?

Immerhin, es gab auch Konsens. Darüber etwa, dass eine Deutsche Filmakademie nach internationalem Vorbild auch als Branchenkontaktstelle überfällig sei. Und selbst die Skeptiker befürworteten die Vergabe des Filmpreises durch die Akademie, sofern er denn – ebenfalls nach internationalem Vorbild – undotiert bleibe. Nur Kulturstaatsministerin Christina Weiss zeigte sich erneut nach allen Seiten iriitierend offen und wiederholte ihre etwas spontihafte Idee, die mögliche Zusammenarbeit alle Jahre wieder zu evaluieren, „wir sind ja frei!“ Sind wir das? Die Juristen jedenfalls haben am Montag geschwiegen.

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