zum Hauptinhalt

Wittekindt-Roman: Angriff des Hammermörders

Matthias Wittekindts Krimi „Ein Licht im Zimmer“ erzählt von Spießern und Mördern.

Eigenartiger Typ, dieser Sergeant Ohayon. Ein Provinzpolizist, ein Spießer, ein Familienvater. Kurzum: harmlos, sogar sein Umgang mit Alkohol. Und doch hat dieser kleine, unsportliche Polizist etwas Gewinnendes: eine Vorstellung von Gesellschaft, von Ordnung, vom Miteinander, in der Anstand eine tragende Bedeutung hat. Verbrechen sind unanständig.

Matthias Wittekindt schickt Ohayon in seinem dritten Fall in die Fremde, aus seiner französischen Heimat nahe der deutschen Grenze in die (fiktive) kleine Hafenstadt Bauge am Atlantik. Ohayon übernimmt für ein paar Wochen die Leitung der örtlichen Gendarmerie und muss sich mit dem Fund eines Leichenteils befassen – Hinweis auf ein weiteres Verbrechen des „Hammermörders“, der schon drei Frauen getötet hat.

Tod und Verschwinden

Dazu kommen der Tod eines Mädchens, das nachts mit dem Fahrrad unterwegs war und überfahren worden ist, und das Verschwinden einer Freundin. Doch ist es nicht so, dass ein Idyll plötzlich zerstört würde. Ob der Tod der einen und das Verschwinden der anderen jungen Frau kriminelle Ursachen haben, bleibt lange in der Schwebe. Ohayon versucht, in Gesprächen mit Eltern und Verwandten herauszufinden, was wen angetrieben hat. Stets öffnen sich in elegant eingerichteten Wohnzimmern Perspektiven auf die manipulativen Interessen von Teenagern und auf das, was bürgerliche Ehen zusammenhält.

So entsteht in Bauge, dessen Atmosphäre vom Meer und vom Licht bestimmt zu sein scheint, eine untergründige Spannung, in der vieles möglich ist: ein neuer Angriff des Hammermörders ebenso wie die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen dem Leichenteil, dem Tod der Überfahrenen, dem Verschwinden ihrer Freundin. Ohayons Ermittlungen und Grübeleien halten alles zusammen. Eine Staatsanwältin sagt zu ihm, sein Denken sei „wunderlich“. Vor allem ist es: packend.

Matthias Wittekindt: Ein Licht im Zimmer. Kriminalroman. Edition Nautilus, Hamburg 2014. 316 Seiten, 16,90 €.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false