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Kultur: Wo der Jubel beginnt

Man kann Ingo Metzmacher weiß Gott keine Berührungsängste unterstellen. Schon mit seinem ersten Konzert als designierter Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO) geht er genau dorthin, wo so viele der Klassik entfremdete Gemüter versammelt sind wie an keinem anderen Ort der Stadt: Mitten auf die Fanmeile am Brandenburger Tor, wo er heute Abend ein Open-Air-Konzert zum Abschluss des WM-Kulturprogramms dirigiert.

Man kann Ingo Metzmacher weiß Gott keine Berührungsängste unterstellen. Schon mit seinem ersten Konzert als designierter Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO) geht er genau dorthin, wo so viele der Klassik entfremdete Gemüter versammelt sind wie an keinem anderen Ort der Stadt: Mitten auf die Fanmeile am Brandenburger Tor, wo er heute Abend ein Open-Air-Konzert zum Abschluss des WM-Kulturprogramms dirigiert. Dem Anlass und dem Zielpublikum gemäß sind die Eintrittsschwellen möglichst niedrig gehalten: Der Eintritt ist frei, das Programm mit dem Motto „Orchestermusik rund um die Welt und den Fußball“ so weit gefasst wie möglich, Musik aus den WM-Teilnehmerländer soll gebührend berücksichtigt werden, und weil in den Stadien heute spielfreier Tag ist, sind die Fans wahrscheinlich froh, wenn überhaupt etwas gespielt wird.

Dennoch kann man sicher sein, dass es Metzmacher nicht bei der üblichen Kurkonzertmischung belassen wird – die „Überraschungen“, die in der Programmankündigung verheißen werden, sind schon ein diskreter Hinweis darauf, dass Metzmacher das Motto seiner legendären Hamburger Neujahrskonzerte „Who’s afraid of 21st century?“ auch diesmal in die Tat umsetzen wird. Und vielleicht hat ja auch Hakan Hardenberger, neben dem Stargeiger Maxim Vengerov einer der beiden Solisten des Abends, eines der Trompetenkonzerte mitgebracht, die zeitgenössische Komponisten für ihn geschrieben haben. Der schwedische Trompeter hat sich mehr als die meisten seiner Kollegen darum gekümmert, das Repertoire seines Instruments zu erweitern und die Palette dunklerer Farben und Stimmungen, die beispielsweise der Jazz der Trompete erobert hat, für die E-Musik zu nutzen.

Doch zurück zu Metzmacher: Natürlich richtet sich das Konzert nicht nur an die Fan-Weltöffentlichkeit, sondern ist auch die vorerst einzige Möglichkeit für das DSO-Stammpublikum, den neuen Chef kennen zu lernen. Denn seinen Berliner Job tritt der parallel noch als Amsterdamer Opernchef amtierende Metzmacher erst zur Saison 2007/08 an – in der kommenden Spielzeit ließ sich offenbar nur ein einziger gemeinsamer Konzerttermin finden. Das DSO-Team läuft also gewissermaßen eine ganze Saison lang ohne Trainer auf – aber das soll Metzmacher lieber den Fußballfans erklären.

Jörg Königsdorf

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