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Kultur: Wo die schwarze Sonne scheint

sucht die Grausamkeit in Mexiko Morgen, im „kleinen Finale“, müssen sie noch einmal richtig ackern, die Herren „Schweini“, „Basti“ und „Poldi“. Während der Sportsommer ab Samstag mit der Tour de France in seine spannendste Phase eintritt, legt sich über den Lesebetrieb gewisse Erschöpfung.

sucht die Grausamkeit in Mexiko Morgen, im „kleinen Finale“, müssen sie noch einmal richtig ackern, die Herren „Schweini“, „Basti“ und „Poldi“. Während der Sportsommer ab Samstag mit der Tour de France in seine spannendste Phase eintritt, legt sich über den Lesebetrieb gewisse Erschöpfung. Die Dichter, scheint es, haben nach dem Poesiefestival die Stadt verlassen. Man könnte es ihnen gleichtun. Zum Beispiel mit Antonin Artaud und einem Abstecher nach Mexiko.

Wer mit Drogen experimentiert, neun Jahre in psychiatrischen Anstalten zubringt und geniale Texte über van Gogh, Baudelaire oder Lautréamont schreibt, wird zwangsläufig zur mythenumwobenen Figur. Bekannt ist der Surrealist Artaud vor allem als Schöpfer eines „Theaters der Grausamkeit“. Inspirationen holte sich Artaud beim balinesischen Theater – oder im mexikanischen Hochland. Im Januar 1936 macht er sich auf den Weg nach Mexiko-City. Bei den Tarahumara-Indianern will er Szenarien über die Eroberung Mexikos aufführen und eine Revolution gegen den europäischen Einfluss anzetteln. Das alles hat Artaud in Schriften festgehalten, die unter dem Titel „Mexiko. Die Tarahumaras. Revolutionäre Botschaften. Briefe“ vorliegen. Am 30.6. (20 Uhr) gibt es im Brecht-Haus (Chausseestr. 125, Mitte) Gerd Roschers Film-Essay „Ritual der schwarzen Sonne“ (1998) zu sehen, der die mexikanischen Wege Artauds nachzeichnet. Mit Roscher sprechen Eduard Schreiber und Andreas Rötzer, der bei Matthes & Seitz Berlin Artauds Werk verlegt.

Wer eine Schwäche fürs Lusitanische hegt, lenke seine Schritte heute in die Schwartzsche Villa (Grunewaldstr.55, Steglitz, 20 Uhr). Dort liest Pascal Mercier, der in seinem Philosophieprofessorleben Peter Bieri heißt, aus seinem wunderbaren „Nachtzug nach Lissabon“ (Hanser). Darin begleiten wir einen Lateinlehrer auf der Suche nach Amadeu de Prado, der als philosophierender Arzt in der Salazar-Diktatur lebte.

Wem die Überfälle am Strand von Cascais Portugal verleiden, dem bleibt immer noch das Literaturhaus (Fasanenstr. 23, Charlottenburg). Dort lesen, singen und spielen sich Studenten der Schauspielschule „Ernst Busch“ unter Federführung von Ines Geipel mit der zwölfteiligen Reihe „Ich suche allenthalben eine Stadt“ durch die literarische Stadtgeschichte. Am 29.6. stehen die nicht allzu rosigen Berlin-Erfahrungen von Ingeborg Bachmann und Witold Gombrowicz im Mittelpunkt. Am 30.6. geht es um die Prenzlauer-Berg-Szene. Und am 4.7. folgt ein Ausflug ins Romanische Café (jeweils 20 Uhr).

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