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Kultur: Wo die wilden Bären wohnen

erinnert an das Land der Sarmatier Bei den römischen Historikern und Geographen hatte das Land jenseits von Weichsel und Karpaten einen geheimnisvollen Namen: Sarmatien. Die Ostsee war der Sarmatische Ozean.

erinnert an das Land der Sarmatier Bei den römischen Historikern und Geographen hatte das Land jenseits von Weichsel und Karpaten einen geheimnisvollen Namen: Sarmatien. Die Ostsee war der Sarmatische Ozean. In diesem Landstrich, in dem heute Polen, Litauer und Russen leben, war kein deutschsprachiger Schriftsteller so zu Hause wie Johannes Bobrowski . Kaum jemand kennt Bobrowski noch. Das ist bedauerlich. Zumal Bobrowskis Prosa und Lyrik schiefe Bilder von den ehemals deutschen Gebieten samt ihrer Geschichte zurechtrücken könnte. Bilder einer Landschaft, die Bobrowski liebte. Und von der er sagte, sie sei „mit allem Recht verloren“.

Geboren ist Bobrowski 1917 im ostpreußischen Tilsit, aufgewachsen in Königsberg. Seine ersten Gedichte („Sarmatische Zeit“) bescherten ihm 1962 als einzigem DDR-Autor den Preis der Gruppe 47. Von ihm, der Latein und Griechisch im Original las, Pasternak übersetzte, von Peter Huchel lernte und Joseph Conrad verehrte, erschienen in nur sechs Jahren drei Gedichtbände, zwei Romane und über 30 Erzählungen. Die Johannes-Bobrowski-Woche, die gestern im Brecht-Haus begann, macht allabendlich mit diesem fast verschollenen Werk bekannt (bis 27.8., 20 Uhr). Heute mit der Verfilmung seines bekanntesten Romans. Für „Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater“ (1964) musste sich der Verfasser als „Verleumder des Deutschtums“ beschimpfen lassen.

Auch das LCB widmet sich heute (20 Uhr) Flucht und Vertreibung. Christoph Hein erzählt in „Landnahme“ (Suhrkamp) die Geschichte Bernhard Habers, eines Umsiedlerkindes aus Breslau. Und Reinhard Jirgl folgt in „Die Unvollendeten“ (Hanser) vier Frauen, die am Ende des Krieges Komotau im Sudetenland verlassen müssen. In beiden Fällen ist die Flucht bei der Ankunft in der neuen Heimat nicht zu Ende.

Ein anderer Krieg steht in Frank Schirrmachers „Methusalem-Komplott“ (Blessing) zur Diskussion. Immer mehr Menschen werden immer älter. Weshalb der FAZ-Herausgeber einen „Krieg der Generationen“ heraufziehen sieht. Am 27.8. kommt Schirrmacher ins Karstadt-Kaufhaus am Hermannplatz (20 Uhr).

Altern ist nur eine Seite der Misere. Gleichzeitig werden weniger Kinder geboren. Weil sie den schwindenden Arbeitsplätzen nachlaufen, warnen Demographen gerade in Ostdeutschland vor dem Leerzug ganzer Landstriche. Zwischen ein paar menschlichen Siedlungen, so die Voraussage, wird man bald wieder Bären und Wölfen begegnen. So etwa haben sich die Römer in Sarmatien gefühlt.

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