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Kultur: Wo Fellini die Gesichter fand - die Kunststiftung Poll präsentiert Fotografien des Mailänder Malers und Architekten

In den Reigen von Ausstellungen und Ehrenveranstaltungen zum hundertsten Geburtstag des Mailänder Malers und Architekten Gabriele Mucchi reiht sich eine kleine Ausstellung in der Kunsstiftung Poll ein, die Fotografien Mucchis (Abzüge aus den 80er Jahren, Preise jeweils 500 Mark) zeigt. Mucchi, der früh mit der politischen Linken sympatisierte, versuchte sich zunächst passiv dem Mussolini-Regime zu entziehen.

In den Reigen von Ausstellungen und Ehrenveranstaltungen zum hundertsten Geburtstag des Mailänder Malers und Architekten Gabriele Mucchi reiht sich eine kleine Ausstellung in der Kunsstiftung Poll ein, die Fotografien Mucchis (Abzüge aus den 80er Jahren, Preise jeweils 500 Mark) zeigt. Mucchi, der früh mit der politischen Linken sympatisierte, versuchte sich zunächst passiv dem Mussolini-Regime zu entziehen. So war es vielleicht der Wunsch nach "innerer" Emigration, der ihn ab 1939 ein Jahr auf der kleinen Insel Procida im Golf von Neapel verbringen ließ. In dieser Zeit erprobte er sich das wohl einzige Mal in seinem Jahrzehnte umspannenden Schaffen im Medium der Fotografie. Mucchi nahm die Gassen und das Straßenleben des ärmlichen Fischerstädchens auf, vor allem aber gelangen ihm sensible Portraits von Mädchen und Frauen der Insel. Eine junge Frau mit ausdrucksvollen Zügen fotografierte er aus nächster Nähe. Es entstand ein Bildnis von großer Natürlichkeit. Ein Mädchen mit fein geschnittenem Gesicht läßt er an einem Hoftor posieren, barfuß lehnt sie an der Lehmmauer, wirkt verletzlich, ihr ernster, wacher Blick geht ins Unbestimmte. Den wohlgewählten Posen, der Inszenierung dieser Portraits ist der Blick des Malers anzumerken, doch ist Mucchi gezwungen, bei den Fotografien seinen interpretatorischen Anteil auf das Arrangement der Aufnahme zu beschränken. Den Bildern hat das keineswegs geschadet. Zu den schönsten Aufnahmen zählt eine Straßenszene, die ein von unzähligen Kindern umringtes Gauklerduo zeigt: In Herkules-Pose stemmt der eine einen Knirps allein mit seinem ausgestreckten Arm hoch in die Luft. Die Füße des Jungen stehen sicher in seiner Hand. Mit diesem Kunststückweckt er ungläubige Begeisterung. Zwei Schritte neben dem Kraftprotz steht sein Kumpan, ein Komiker mit grotesker Mütze. Die Szene lässt ahnen, wo Federico Fellini die skurilen Typen und Gesichter für seine Filme fand - der Süden Italiens wimmelt von ihnen.Galerie in der Musikschule, Gipsstraße 3, bis 27. September; Dienstag bis Freitag 15 - 18 Uhr, Sonnabend 12 - 18 Uhr.

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