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Kultur: Wo Genossen das Genießen lernten... ...und Neuss auf die Pauke haute:

40 Jahre „Haus am Lützowplatz“

Es war der Monat, in dem John F. Kennedy erschossen wurde und die Beatles mit „She Loves You“ die deutsche Hitparade eroberten. Im November 1963 öffnete der von führenden Mitgliedern der Berliner SPD und der IG Metall gegründete Verein „Haus am Lützowplatz, Förderkreis Kulturzentrum Berlin“ die Tore des Gebäudes Am Lützowplatz Nr. 9. Nachdem sich im inzwischen eingemauerten Westberlin Tristesse und Langeweile auszubreiten drohten, da sich Industrie und Kulturinstitutionen davonmachten, wollte der Verein dem Kulturleben der Halbstadt auf die Sprünge helfen. In der Satzung waren Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen aus Wissenschaft, Kunst und Politik, „Förderung der Bildung der Erwachsenen und der staatsbürgerlichen Erziehung der Jugendlichen“ und Veranstaltungen „von Berlinbegegnungen für Besucher aus der Bundesrepublik“ als Programmpunkte festgelegt worden. Hinter der barocken Fassade sollten Kunst und Politik zusammenfinden.

Im Souterrain, wo heute Ben Becker mit seiner „Trompete“ residiert, sorgte Wolfgang Neuss im damaligen „Domizil“ mit seinem Kabarett-Solo „Das jüngste Gerücht“ für Furore. Und in der darüber liegenden Galerie wurden Werke von Künstlergrößen wie Dubuffet, Francis Bacon, Willem de Kooning, Warhol und Rebecca Horn gezeigt. Kurt Mühlenhaupt, der bald gefeierte Stadt- und Kleine-Leute-Maler, hatte hier 1965 seine erste Berliner Ausstellung. Vor allem die kleinere Studiogalerie dient heute als Forum für junge und experimentelle Kunst. Um unabhängiger von den knapper werdenden Subventionen zu werden, wurden nach dem Mauerfall Büroflächen in dem Haus eingerichtet, die Mieten helfen, den Ausstellungsbetrieb zu finanzieren.

Seit 1992 leitet Karin Pott das Haus, an der starken Präsens von Künstlerinnen – und mit der Diskussionsreihe „Gastgeberin“ auch von Politikerinnen – ist ihre Handschrift im Programm zu erkennen. Finanziell bewegt sich das Haus am Lützowplatz auf dünnem Eis. So wurden im Sommer zur Etat-Aufstockung Kunstwerke versteigert, die von ihren Schöpfern gespendet worden waren. Und es fanden sich weitere Räume, die vermietet werden konnten. In der Jubiläumsausstellung sind jetzt Beiträge von acht Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die für die weitgespannte Bandbreite des Hauses stehen: Elvira Bach, William N. Copley, Dorothy Iannone, Konrad Klapheck, Bernd Koberling, Mario Merz, Katharina Sieverding und Emmett Williams.

Die Ausstellung „40 Jahre Haus am Lützowplatz – von Klapheck zu Copley“ am Lützowplatz 9 (Tiergarten) wird heute um 11 Uhr eröffnet und ist anschließend bis 15. Februar zu sehen, Di–So 11–18 Uhr.

Constanze Suhr

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