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Kultur: Wohlklang und Lockenpracht

ROCK

Wie etliche andere amerikanische Singer-Songwriter der jüngeren Generation hatte auch Neko Case ihre musikalische Laufbahn mit Punk begonnen und erst später in urwurzeligen Americana ihre eigentliche Berufung gefunden. Mit 18 war sie Schlagzeugerin einer Punkband, 1997 wandte sie sich mit ihrem ersten Soloalbum „The Virginian“ älteren Countrytraditionen zu. Spätestens seit ihrem neusten Album „Blacklisted“, verteilen auch hierzulande die Großkritiker reichlich Lorbeeren an die inzwischen 32-Jährige aus Virginia. „This is our first show in Germany“, sagt sie im Tacheles , und man muss sich ordentlich recken aus dem qualvoll dicht gedrängten Publikum, um auf der winzigen Bühne etwas erkennen zu können: links ein pummeliger, bebrillter, hippiehaariger Banjoboy, rechts ein vollbärtiger Kontrabassist mit bebommelter Ballonmütze, der den Hals seines Instrumentes umklammert. Und in der Mitte, unter einer Woge von Locken, die Chefin Neko mit langem längsgestreiften Schal und karierter Golfhose.

Viel besser sieht sie aus als auf den gestylten Pressefotos, ungeschminkter, echter. Sie macht mächtig Schrummschrumm, dass es metallisch klirrt und scheppert. Passend zum Banjomann, der zwischendrin auch lange Klänge aus der Pedal Steel zieht, wie Neko einzelne Töne von ihren Stimmbändern. Nette Countrykiekser, Sprünge in höhere Lagen. Neko hat sich was abgehört von Emmylou Harris und anderen Country-Damen. Sie jazzelt ein bisschen zwischen blauen Noten herum. Eine schöne Stimme, der es dann aber vielleicht doch ein wenig mangelt an Dynamik, Lebenserfahrung, emotionalem Ausdruck. Neko Case hat die ganze Zukunft noch vor sich.

H.P. Daniels

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