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Schriftsteller Wolfgang Herrndorf

© dpa

Wolfgang Herrndorfs "Tschick": Das Glück in der Walachei

In der Spur von Daniel Kehlmann und Dan Brown: Wolfgang Herrndorfs Roadroman "Tschick" ist jetzt über eine Million mal verkauft worden.

Schaut man auf die Taschenbuchbestsellerliste des „Spiegels“ und des Branchenblattes „Buchreport“, wundert man sich jedes Mal aufs Neue, wer dort ganz unbeeindruckt von allen Lucinda Rileys, Nora Roberts’ und Charlotte Links (Lucinda wer? Nora wer? Charlotte wer?) in den Top Ten die Stellung hält, und das seit inwischen sagenhaften 71 Wochen: Wolfgang Herrndorf mit seinem Jugend- und Roadroman „Tschick“. Vor kurzem meldete der Rowohlt Berlin Verlag, der „Tschick“ im Herbst 2010 veröffentlichte, dass er über eine Million Exemplare abgesetzt hat.

Das ist nicht mehr ganz so erstaunlich, wenn man um die Dauer-Bestsellerplatzierung weiß, es beeindruckt aber trotzdem. Welcher deutschsprachige Schriftsteller, der keine Genrebücher schreibt oder Florian Illies oder Charlotte Roche heißt, erreicht in seinem Arbeitsleben schon einmal mit einem Roman Dan-Brown-, Paulo-Coelho-oder Jonas-Jonasson-Dimensionen? Daniel Kehlmann, klar, dessen Humboldt-und-Gauß-Roman „Die Vermessung der Welt“ sich allein als gebundenes Buch über eine Million Mal verkauft hat. Aber sonst? Vielleicht noch Uwe Tellkamp und sein „Turm“. Dann wird es schon schwer, vergleichbare Verkaufserfolge finden sich nicht mal bei den Siegern der einschlägigen Leipziger und Frankfurter Buchpreise.

„Tschick“ wiederum ist nicht nur ein superveritabler, in 26 Länder übersetzter Buchbestseller, sondern auch schon an fast 50 Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Bühne adaptiert worden. Mitunter sind die Vorstellungen auf Wochen hinaus ausverkauft, wie zum Beispiel in Dresden. Seltsamerweise ist noch immer keine Verfilmung geplant, vermutlich sträubt sich Wolfgang Herrndorf dagegen, aus welchen Gründen auch immer.

Das Tolle an solchen Erfolgen ist, dass sich der Romanstoff irgendwann von seinem Autor löst. Dass also vielen Lesern völlig egal ist, wie der Schriftsteller heißt, was er sonst so schreibt, ob er jung oder alt, gesund oder krank, ein Freak oder ein Spießer ist. Zwei Jungs, die ein bisschen komisch sind und mit einem gestohlenen Lada in die rumänische Walachei wollen, aber über Brandenburg nicht hinaus kommen – das ist Abenteuer und komisch und unterhaltend genug. Mit „Tschick“ liegt man immer richtig.

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