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Kultur: Wünsch dir was

SCHREIBWAREN Jörg Plath über eine lange Nacht der Frauen „Guten Abend", sagte die etwas durchsichtige Erscheinung zu mir. „Ich bin eine Fee und gekommen, Ihnen einen Wunsch zu erfüllen.

SCHREIBWAREN

Jörg Plath über

eine lange Nacht der Frauen

„Guten Abend", sagte die etwas durchsichtige Erscheinung zu mir. „Ich bin eine Fee und gekommen, Ihnen einen Wunsch zu erfüllen. Folgende Bereiche sind allerdings ausgeschlossen: Unsterblichkeit, Gesundheit, Geld, Liebe." „Wie bitte?" „Eine Fee. Wünschen Sie sich was. Na los." Ich habe dann nicht lange gezögert und mir eine etwas übersichtlichere Lesewoche gewünscht. Die Fee verzog das Gesicht. Sie war gewöhnt, eine Geschirrspülmaschine herbeizuzaubern. Oder jemanden berühmt zu machen. Kopfschüttelnd verschwand sie. Wie es in der wirklichen Literatur weitergeht, erfahren Sie morgen von Jakob Arjouni , der in der Buchhandlung Hacker & Presting (Leonhardtstr. 22, 20 Uhr) mal nicht aus Krimis, sondern aus schönen Gegenwartsmärchen „Idioten" (Diogenes) liest.

Es folgt eine Woche der Herren und ein Frauentag. Martin R. Dean liest im Literarischen Colloquium (5.3., 20 Uhr) aus „Meine Väter" (Hanser): Der IchErzähler Robert Brosamer ist ohne seinen Vater aufgewachsen und macht sich auf die Suche nach ihm. In einem Altersheim findet er einen alten, gebrechlichen Mann, der Sprache und Gedächtnis verloren hat, und je näher er dem Vater zu kommen versucht, desto mehr entgleitet er ihm in Varianten einer Biografie.

Dass die Vergangenheit eine Konstruktion ist, will auf dem Balkan niemand hören (und nicht nur dort). Denn Vergangenheit ist eine Waffe, mit ihr lassen sich Ansprüche begründen. Von Geschichte und Geschichten des Balkans, die er in „Der leere Himmel" (Aufbau) aufgeschrieben hat, erzählt Richard Wagner am 5.3. im Literaturhaus (20 Uhr).

Eher ein Kammerspiel mit ländlichem Arkadien legt Ralf Rothmann in „Hitze" (Suhrkamp) vor: Simon DeLoo ist aus der Welt gefallen und schleppt sich durch ein schäbiges Berlin, bis er eine junge Polin kennenlernt und ihr in ihr Heimatdorf folgt ( Buchhändlerkeller , 6.3., 21 Uhr).

Vom Dorf wollte Kolja Mensing unbedingt weg. In „Wie komme ich hier raus?" (Kiepenheuer & Witsch) hat er sich noch einmal an all die Dinge der Jugend in der Provinz erinnert – Disko, Bushaltestelle, Kreativlädchen. Nun ist er Literaturredakteur der „taz“ und muss feststellen: Es gibt kein Entkommen (7.3., Literaturhaus , 20 Uhr).

Und dann ist er endlich da: der Frauentag. Das Literaturforum hat am 8.3. ab 19.30 Uhr die Autorinnen Annett Gröschner , Brigitte Burmeister und Kerstin Hense l eingeladen. Und im Ungarischen Kulturinstitut (von 21 bis 24 Uhr) trägt die Schauspielerin Christine Harbort neu übertragene Texte vor, und Emine Sevgi Özdamar liest aus ihren Erinnerungen an Berliner Grenzgänge. Özdamar hat wohl die längste Nacht aller langen Nächte: Sie präsentiert ihr Buch nämlich zuvor schon in der Volksbühne (21 Uhr).

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