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"Yella": Zwischen Traum und Wirklichkeit

Mit Beifall hat das Berlinale-Publikum den zweiten deutschen Wettbewerbsbeitrag aufgenommen. Nina Hoss spielt die Hauptrolle in Christian Petzolds "Yella".

Berlin - In dem Film des festivalerfahrenen Petzold ("Gespenster") spielt Nina Hoss eine junge Frau aus dem brandenburgischen Wittenberge, die aus ihrer zerrütteten Ehe und vor ihrer Pleite gegangenen Firma flieht und in Hannover eine Stelle annimmt.

In der männlichen Hauptrolle ist als zielstrebiger, aber betrügerischer Finanzmanager Devid Striesow zu sehen, der das Festivalpublikum bereits im ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag "Die Fälscher" (Regie Stefan Ruzowitzky) beeindruckte. Als Yella in einem schweren Unfall verwickelt wird, verwischt für sie und auch den Kinozuschauer die Grenze zwischen realem Leben und Wunschtraum. Während im Vorjahr noch vier deutsche Filme im Wettbewerb konkurrierten, haben dieses Mal nur zwei einheimische Produktionen Bären-Chancen.

"Yella" mischt Elemente eines Thrillers und eines elegischen Melodrams mit pessimistischer Grundstimmung. "Ich habe schon immer Interesse an Gruselstoffen gehabt", sagte Petzold. "Der Film zeigt das noch nicht gelebte Leben, den Wunschtraum" - wie das Leben hätte sein können. Yella und ihr Chef, beide um die 30 Jahre, beginnen, auch jenseits der Arbeit eine Art Beziehung aufzubauen. Doch immer wieder steht Yellas Ehemann (Hinnerk Schönemann) aus der Provinz ihrer neuen Karriere und ihrem neuen Selbstbewusstsein im Wege. Stimmen und Geräusche aus der Vergangenheit dringen in Yellas scheinbar neues Leben. Sie meint zu träumen und fürchtet, dass ihr Neuanfang in diesem so viel schnelleren Leben nicht real ist.

Trilogie über den Kampf mit den Dämonen der Vergangenheit

Nach "Die innere Sicherheit" und "Gespenster" zeigt Petzold in "Yella" den letzten Teil einer lose angelegten Trilogie über Menschen, die mit den Dämonen der Vergangenheit kämpfen. Mit "Gespenster" war er bereits 2005 im Berlinale-Wettbewerb vertreten. Petzold sagte, seine Regiearbeit sei eindeutig kein "Ost-West-Film". "Ich hätte den Film auch im Ruhrgebiet machen können oder in einer anderen Stadt, in der Betriebe abgewickelt wurden." Der Film sei ein "Porträt einer Träumenden".

Hoss sagte: "Es ist eine sehr wichtige Rolle in meinem Schauspielerleben - eine Rolle, die mir sehr am Herzen liegt." Kritiker bemängelten, die Charaktere mit ihren eingefrorenen Gefühlen seien zu blutleer und der Film mit Symbolen überfrachtet. In seinem Film gehe es um Einsamkeit und Liebe, so Petzold, der auch das Drehbuch nach einer amerikanischen Novelle geschrieben hat. Yella wolle einen Neubeginn. "Aber das Alte, das Schwere, der Ballast, das, wovor sie geflohen ist" tauche auch in ihrer neuen Welt auf. "Es zerrt an ihr, droht sie hinabzuziehen." Mit der zurzeit auf Theaterbühnen wie in Kinoproduktionen begehrten Nina Hoss hat Petzold 2001 bereits den preisgekrönten Film "Toter Mann" gedreht.

Petzolds Filme bereits mehrfach ausgezeichnet

Petzold ist Regisseur von leisen, melancholischen Filmen, in denen es stets um existenzielle Fragen und Ereignisse geht. Dazu zählen unter anderem "Wolfsburg", "Die Innere Sicherheit" und "Gespenster", die mit Preisen wie dem Adolf Grimme Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurden.

"Yella" ist Petzolds achter Spielfilm. Hauptdarstellerin Hoss erhält im März für ihre Darstellung der "Medea" am Deutschen Theater Berlin den Gertrud-Eysoldt-Ring, einen der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum. Insgesamt 22 Filme aus aller Welt konkurrieren im offiziellen Berlinale-Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären. Am Samstag werden die Gewinner bekannt gegeben. Mit dem Berlinale-Kinotag geht das zehntägige Festival am Sonntag dann zu Ende. (Von Elke Vogel, dpa)

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