zum Hauptinhalt
Bundesjugendballett-Mitglieder tanzen.

© Kai Bienert

Young Euro Classic: Helmbedeckt im blauen Garten

Das Bundesjugendballett beschäftigt sich unter dem Titel "Loss of Innocence" einen Abend lang mit der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Wenige Teilnehmer sind Young Euro Classic so treu wie das Bundesjugendballett. 2012, also ein Jahr nach seiner Gründung, war es zum ersten Mal in Berlin dabei und scheint dem Festival erhalten zu bleiben. Im letzten Jahr waren die jungen Tänzer wieder da, und auch in diesem Jahr haben sie einen Abend vorbereitet. Sie widmen sich der Zeit kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und betrachten sie durch die Blickwinkel von drei Choreografen.

„Songs & Chansons“ von Maša Kolar macht den Anfang . Zu Stücken wie „Let’s Do It (Let’s Fall in Love)“ und „La Petite Tonkinoise“ zeigen die jungen Tänzer sehr ausgelassene und humorvolle Choreografien. Die ausschweifenden Feiern der Vorkriegsgesellschaft werden in den Blick gerückt, so sind auch einige etwas anzügliche Noten zu finden.

Deutlich bedrohlicher angelegt ist die Choreografie „Helmbedeckt“ von Patrick Eberts. Mechanisch und abgehackt wirken die Bewegungen zur Musik von Debussy und Satie und verweisen damit auch auf den Ersten Weltkrieg als ersten industriellen Großkonflikt. In kalten Bildern wird die Erinnerung eines jungen Soldaten auf die Bühne gebracht, beginnend mit der Kriegseuphorie 1914.

Ins Paris der Vorkriegszeit führen die von John Neumeier choreografierten Petruschka-Variationen von Igor Strawinsky. Marionettenhaft lässt er die Tänzer springen und sich verrenken, lässt sie sich untereinander verknäulen und immer wieder über die Bühne staksen. Leider etwas zu dick trägt John Neumeier bei „In The Blue Garden“ auf, erzählt das gleichnamige Märchen in sehr exzessiv-romantischen Bildern zu Ravels „Ma Mére l’Oye“. Nur die reduzierte Instrumentalisierung verhindert hier, dass es zu sehr in den Kitsch abgleitet.

Ohnehin leistet das kleine Instrumentalensemble auf der Bühne sehr gute Arbeit. Vor allem Pianist Christopher Park tut sich hervor, seine Strawinsky-Interpretation ist angenehm frisch. Und auch die Tänzer beeindrucken. Mit sehr großer Hingabe erzählen sie die Geschichten, fallen dabei aber nur selten ins Ungestüme.

Moritz Eckert

Zur Startseite