zum Hauptinhalt
Seite an Seite. Björn-Atle Afinsen und Nils Landgren.

© MUTESOUVENIR / KAI BIENERT

Young Euro Classic: Respekt macht die Musik

„Klassik meets Jazz“: Starposaunist Nils Landgren versammelt bei Young Euro Classic Musiker unterschiedlichster Couleur im Konzerthaus.

Es ist ein bisschen schwer, ihre Namen auszusprechen, und auch die Grußworte der Cellistin Lizi Ramishwili hat der Mann mit der roten Posaune nicht so richtig verstanden. Doch diese Bewohner einander fremder Welten – in diesem Falle Georgiens und Skandinaviens – kommunizieren mühelos. Das abgedroschene Wort von Musik als universeller Sprache, die alle Grenzen überwindet, bei Young Euro Classic wird es verblüffend wahr. Und „Klassik meets Jazz“, bei dem Starposaunist Nils Landgren schon zum 4. Mal Musiker unterschiedlichster Couleur versammelt, gibt an diesem Abend im Konzerthaus auch ein schönes Beispiel geglückten menschlichen Miteinanders, im gegenseitigen Respekt aufeinander hörend, neue Mischungen findend oder das Eigene jeweils belassend, unendlich neugierig und unendlich spielfreudig.

Am schönsten zeigt sich das immer wieder an Übergängen, an denen sich die vorher vereinten Elemente wieder trennen: Wenn die drei Sänger vom Ensemble Basiani zu den harmonischen, doch durch Mikrotöne leicht angeschrägten Klängen eines georgischen „Lullabys“ zurückkehren, haben diese eine lange Reise durch Epochen und Stile des Jazz hinter sich. Die hochgewachsenen Männer in ihren militärisch anmutenden weinroten Trachten verkörpern auch optisch eine Ahnung von archaischen Ritualen; der Ort Basiani war 1203 Schauplatz einer wichtigen Schlacht.

Skandinavische Volkslieder, georgische Stimmgewalt

Die Langhalslaute Saz, die hier mit allen rhythmischen Wassern gewaschen ist, wird auch in der Türkei und in Arabien gespielt. Entsprechend „orientalisch“ winden sich manchmal die Melodien, kehlige Rufe weisen die Sänger als Nachfahren von Bergvölkern aus, die mit Stimmkraft Kommunikationshindernisse überwinden mussten. Wenn sie sich mit skandinavischen Volksliedern mischt, vom Trompeter Björn-Atle Afinsen angeführt, entsteht eine besondere Eindringlichkeit. Landgrens charmante Reibeisenstimme ist ein sanfter Kontrapunkt zur georgischen Stimmgewalt – die doch auch ganz zart werden kann oder selbstironisch, etwa in einem Song über Ringer, in wirbelnden Scat-Gesang übergeht.

Mittler zwischen den Welten ist Giorgi Mikadze am Klavier, an der Manhattan School of Music ausgebildet und doch tief im heimischen Idiom verwurzelt. Er besorgt die klangvollen Arrangements, ist aber auch perkussiv-trockenem Spiel zugetan. Schlagzeugerin Eva Klesse liefert diskret-ekstatische Farbigkeit, Ellen Andrea Wang am Kontrabass und Lizi Ramishwili besorgen den melodischen Saiten-Sound.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false