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Kultur: Zartfühlende Zehenspitzen

KLAVIERKONZERT

Wenn jemand eingeladen wird, längere Zeit auf Besuch zu kommen, dann ist er bei der Ankunft in der Regel besonders vorsichtig. Egal, wie freundlich der Empfang auch ausfallen mag, der Besucher bewegt sich auf Zehenspitzen durchs fremde Haus, sucht stillschweigend nach dem Gästehandtuch und will auf gar keinen Fall die Rituale seiner Gastgeber stören.

Auch dem ersten Konzert von Lars Vogt als pianist in residence der Berliner Philharmoniker merkte man diese tastende Rücksichtnahme noch an. Bei dem zur Gänze Schostakowitsch gewidmeten Abend im Kammermusiksaal ließ sich der gefeierte Solist und bekennende Teamspieler teilweise beträchtlich hinter die philharmonischen Streichersolisten Thomas Timm, Naoko Shimizu und Martin Löhr zurückfallen. Auch an seine ursprüngliche Idee, das kammermusikalische Werk von Brahms mit den Philharmonikern zu erarbeiten, dürfte Vogt dabei womöglich zwischendurch gedacht haben.

Sein Klavierspiel stieß immer wieder die Tür zum romantischen Klangraum auf, wagte sich irritiert hinein und zog sich reflexartig auf einen stärker ausgehärteten Ton zurück. Eine leicht schwankende Bewegung, die nicht immer im idealen Winkel auf die mit großer Imagination und Klarheit agierenden Philharmoniker traf. So hätte der zart-vehemente Ton Martin Löhrs in der d-moll-Sonate für Cello und Klavier durchaus ein Mehr an kernigem Widerstand vertragen – und auch das bewegende 2. Klaviertrio durch einen stärker fokussierten Klavierklang noch an Tiefe gewonnen.

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