zum Hauptinhalt

ZEICHENTRICK„Persepolis“: Punk mit Schleier

Alles Schwarz-Weiß, oder was? Die harten Kontraste, die die französische Comicautorin Marjane Satrapi den Bildern ihrer gezeichneten Autobiografie verleiht, passen zum Inhalt.

Alles Schwarz-Weiß, oder was? Die harten Kontraste, die die französische Comicautorin Marjane Satrapi den Bildern ihrer gezeichneten Autobiografie verleiht, passen zum Inhalt. Extremerfahrungen auch hier: eine behütete Kindheit im liberalen Elternhaus in Teheran, die Eltern sympathisieren mit der iranischen Revolution, dann Khomeinis Sieg, und es folgen Verfolgungen, Verhaftungen, Einschüchterungen. Mit ihrer vierbändigen Comicserie „Persepolis“ ist Marjane Satrapi vor drei Jahren international berühmt geworden. Nun bringt sie selbst die animierte Filmform heraus – nachdem sie Angebote aus Hollywood zu einer Verfilmung mit Jennifer Lopez und Brad Pitt ausgeschlagen hatte.

Der Film erzählt das Leben der rebellischen kleinen Marji, die für Punk und Iron Maiden schwärmt und sich plötzlich unter dem schwarzen Kopftuch wiederfindet – bis ihre Eltern sie nach Wien schicken, weil sie die Offenherzigkeit ihrer Tochter fürchten. Doch auch der Westen ist nicht Gold: Zwar kommt die jugendliche Marji mit Hippies und der ersten Liebe in Kontakt, doch in Wien gibt es Rassismus und Kälte. Am Ende fleht sie ihre Eltern an, zurückkommen zu dürfen.

Satrapis Ton bleibt lakonisch, ja komisch – und ungemein fesselnd. Es sind Botschaften aus einem unbekannten Land, die die fröhlich-freche Kinderstimme hier verkündet. Jasmin Tabatabai, die in Teheran eine ähnliche Jugend erlebt hat wie die französische Comic-Autorin, und die für die deutsche Fassung der rebellischen Hauptfigur ihre Stimme geliehen hat, gibt an, immer wenn sie gefragt würde, wie es im Iran so sei, verschenke sie Satrapis Comics. Auch die Autorin selbst hat deutlich gemacht, wie sehr sie der voreingenommene westliche Blick auf ihr Land nervt: „Das Erste, was passiert, wenn Leute meinen Film sehen, ist, dass sie Sympathien für die Iraner entwickeln. Das sind plötzlich nicht mehr nur die Bösen“. Dass sie selbst nach ihren Erfolgen nicht mehr in ihre Heimat zurück kann, bildet den bitteren Rahmen um ihren Film. Doch auf dem Schwarzmarkt in Teheran wird man die DVD sicher bald kriegen. Filmische Autobiografie in Comicform. Christina Tilmann

„Persepolis“, F 2007, 96 Min., R: Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud, deutsche Stimmen: Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller, Hanns Zischler

Christina Tilmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false