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Nika Rosa Danilova alias Zola Jesus.

© Mute

Zola Jesus live im Berliner Berghain: Zappeln auf der Galeere

Feiner Finster-Pop: Zola Jesus stellt mit drei Musikern ihr Album "Taiga" im Berliner Berghain vor.

Nur die Spitzen ihrer Mähne sind noch blond. Ansonsten trägt Nika Rosa Danilova alias Zola Jesus die langen Haare nun dunkelbraun. Ihren Sound hat sie im Gegenzug deutlich aufgehellt. Ihr kürzlich erschienenes viertes Album „Taiga“ ist das bisher zugänglichste und poppigste der 25-jährigen Sängerin, die in Interviews unumwunden erklärt hat, dass sie mit dem neuen Werk auf Platz eins der Charts kommen möchte und mit Ko-Produzent Dean Hurley deshalb ein besonders sauberes Klangbild erzielen wollte. Sogar ihr kleines Label Sacred Bones hat sie verlassen und ist jetzt bei Mute unter Vertrag.

Diese Richtungsänderung hat Zola Jesus einige Kritik eingebracht, bei ihrem Konzert im Berghain funktionieren die neuen Tracks allerdings gut. Sie trägt zusammen mit ihrer dreiköpfigen Band das gesamte „Taiga“-Album vor, die Songs sind sogar in derselben Reihenfolge wie dort, unterbrochen nur von zwei älteren Stücken in der Mitte. So ertönt zum Start das Breakbeat-Gewitter des Titeltracks, was die Sängerin in einen irren Zappelmodus versetzt. Ihre Mähne fliegt durch die Luft. Die kleine zarte Gestalt taumelt mehr, als das sie tanzt – und elektrisiert das Publikum damit umgehend. Im sich anschließenden „Dangerous Days“ geht es deutlich geradliniger und mitwippbarer zu. Entspannung bis zum nächsten Berserkerausbruch.

Zola Jesus' Galeerendonner

Der im Stehen spielende Schlagzeuger entfesselt mit seinen Paukenköppeln immer wieder einen mächtigen Galeerendonner. Neben ihm hat es der Posaunist mitunter schwer durchzudringen. Er repräsentiert die auf dem Album deutlich größere Bläsersektion, womit er ein wenig überfordert zu sein scheint. Umso besser kann man sich allerdings auf Danilovas Stimme konzentrieren, der man die einstige Opernschulung deutlich anhört. Gern stellt die in den Wäldern von Wisconsin aufgewachsene Sängerin ihre Fähigkeiten auch mal aus: zieht ein „go“ extra in die Länge oder singt eine ganze Strophe ohne Mikrofon in die Betonkathedrale des Berghain hinein. Szenenapplaus.

Ganz in Schwarz gekleidet mit tiefrotem Lippenstift ist sie das Kraftzentrum einer – bei aller neuen Poppigkeit – noch immer eindeutig der Finsternis zugewandten Musik. Wie Zola Jesus sie aus den mysteriös-avantgardistischen Gefilden ihrer ersten Alben in eine direktere Richtung verschiebt, zeigt sich besonders gut bei „Hollow“. Bei dem mit effektvollen Laut-leise-Kontrasten arbeitenden Song erhält der Posaunist Bläser- und Streicherverstärkung von der Festplatte, der Beat beginnt zu galoppieren – und plötzlich sind wir ganz nah beim Überwältigungsbombast von Woodkid.

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