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Kultur: Zum Schluß ganz still

Ein sanfter, an seinen Rändern ausgefranster Flötenklang, leichtes Bogenspringen auf Streichersaiten, zwei sachte Paukenschläge - das war das Schlußwort der diesjährigen Musik-Biennale.Mit Luigi Nonos Orchesterwerk "A Carlo Scarpa architetto", einer Huldigung an den "Virtuose des Lichts" genannten venezianischen Baukünstler, kam ein wesentlicher Strang in deren Porträt der achtziger Jahre noch einmal eindrucksvoll zur Geltung: die sich der lärmenden Überrumpelung und dem glatten Konsum verweigernde, statt dessen zum Lauschen auffordernde "Musik der Stille", die diesmal vielleicht auch in den Uraufführungen am überzeugendsten wirkte.

Ein sanfter, an seinen Rändern ausgefranster Flötenklang, leichtes Bogenspringen auf Streichersaiten, zwei sachte Paukenschläge - das war das Schlußwort der diesjährigen Musik-Biennale.Mit Luigi Nonos Orchesterwerk "A Carlo Scarpa architetto", einer Huldigung an den "Virtuose des Lichts" genannten venezianischen Baukünstler, kam ein wesentlicher Strang in deren Porträt der achtziger Jahre noch einmal eindrucksvoll zur Geltung: die sich der lärmenden Überrumpelung und dem glatten Konsum verweigernde, statt dessen zum Lauschen auffordernde "Musik der Stille", die diesmal vielleicht auch in den Uraufführungen am überzeugendsten wirkte.Mit dem Streichquartett "An Diotima" (1980) wurde Nono einer ihrer Protagonisten.Wenn auch die Junge Deutsche Philharmonie unter der Leitung von Lothar Zagrosek nicht ganz die allerfeinste Klanggebung und berührende Ausdrucksspannung hervorbrachte, wie sie wenige Tage zuvor mit "Caminantes ..." zu erleben war, so faszinierte doch aufs neue die unglaubliche Sensibilität und der große Atem dieser aus fragilen Gesten gefügten, in leuchtende Klangräume führenden Musik.

Dieses Konzert benannte noch einmal entlegene Positionen: Mit "Aufriß" für 18 Streicher zeigt sich Juliane Klein eher bei Nono angesiedelt.Die 33jährige Komponistin gruppiert die Musiker im Kreis, läßt sie knappe Pizzikati, sanfte Terzklänge und fragend aufsteigende Linien, aber auch Wortfetzen sich wie Bälle zuspielen.Manchmal gibt es ein hektisches Tremolo, fährt der Kontrabaß ruppig drein.In dieser gut ausgehörten Uraufführung entwickelt sich nichts, außer dem Für und Wider der Kommunikation, dem Zuhören-Können und adäquat Antworten.Stephan Winkler hält es in "comic strip v.1.1" mit der Öffnung zur Rockmusik, läßt nach gezackten Posaunenrhythmen zum Streicher-Sound das Becken fauchen, stülpt den in skurrilen Bläserfiguren und trockenen Holzblock-Schlägen herumtorkelnden "kleinen musikalischen Automaten" die "große Zeitlupe" über, bevor das volle Orchester in ekstatischen Steigerungen à la "Bolero" explodiert.Großer Jubel.Doch der lang erwartete "Befreiungsschlag" ist auch diese Uraufführung nicht: Zu sehr vereinheitlichen die Pop-Rhythmen alle anderen originellen und differenzierten Klänge.Wie man einen wirklichen Orchesterrausch entfesselt, mitreißend von der ersten bis zur letzten raffiniert "verketteten" Note, das hatten die hochvirtuos agierenden Musiker gleich zu Beginn mit "Chain 3" (1986) von Altmeister Witold Lutoslawski bewiesen.

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