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Kultur: Zum Teufel

Der Cellist Mischa Maisky in der Philharmonie

Mischa Maisky vor allem „musikalisch“ zu nennen, würde die Sache verfehlen. Gewiss, der in Lettland geborene und in Brüssel lebende Cellist vermag es auf eigentümliche Weise, über Klänge zu kommunizieren und Stücke wie das Adagio von Haydns frühem C-Dur-Konzert in Versenkungsmusik zu verwandeln: gefühlvoll, extra langsam und mit breiter Feder gemalt. So gibt er der Musik eine Aura, die bei der anmutig-klassischen Anlage dieses Satzes zumindest überrascht. Doch Wirkung entfaltet solcherart Interpretation allemal, so sehr, dass man beginnt, darüber nachzudenken, warum Stücke denn ständig nur so gespielt werden sollen, wie sie es scheinbar erheischen.

Es ist ein durch und durch klassisches Programm, das Maisky und die in einer Mischung aus Überlegenheit und Lässigkeit aufspielenden Moscow Virtuosi unter Vladimir Spivakov in der Philharmonie präsentieren: nur Mozart, Boccherini und Haydn. Wunderlich ist dabei nicht allein die historisch eher einfarbige Zusammenstellung, obwohl sie mit Mozarts in hübsch springenden Oktaven anhebendem Allegro aus der Sinfonie Nr. 29, deren gepflegt angewildertem Menuett und zumal mit Boccherinis stürmisch drängender Sinfonie „La casa del Diavolo“ Schmuckstücke der Epoche bringt. Ungewöhnlich ist auch, dass Maisky, im weiten Seidenhemd und mit der Gestik eines Dirigenten, der mit Kopfbewegungen nach links ermuntert, nach rechts zu Bedächtigkeit mahnt, gleich zweimal als Solist antritt – und doch erst in einer Tschaikowsky-Zugabe zeigt, dass es Musik gibt, die ihm und seinem stark zugreifenden Timbre näher steht als ausgerechnet die Klassik. Christiane Tewinkel

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