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John Abercrombie.

© dpa

Zum Tod des Gitarristen John Abercrombie: Der Eigenbrötler

John Abercrombie wurde als einer der größten Jazzgitarristen gefeiert. Jetzt ist er in New York im Alter von 72 Jahren gestorben.

An technischer Virtuosität konnte es kaum einer mit ihm aufnehmen, mit den rasenden Läufen seiner E-Gitarre erschuf er ein Äquivalent zu den hektischen Synkopen von Bebop und Freejazz. John Abercrombie wurde als einer der größten Jazzgitarristen gefeiert, bestand aber stets darauf, „keinen puren Jazz“ zu spielen.

Denn die Musik, die einst so neugierig und mutig gewesen war, schotte sich zu sehr ab von neuen, umstürzlerischen Einflüssen. Deshalb heuerte Abercrombie vor über vierzig Jahren beim grenzgängerischen Münchner Label ECM an, das bereits im Namen mitteilt, dass es contemporary, zeitgenössisch sein möchte. Abercrombie huldigte mit Coverversionen Idolen wie John Coltrane und Miles Davis und veröffentlichte fast achtzig Alben mit Stücken, die er oft mit dem Schlagzeuger Jack DeJohnette schrieb.

Spielen hieß für ihn schreiben, sein Credo lautete: „Improvisation ist Komposition.“ Abercrombie, 1944 in New York geboren, hatte eine akademische Ausbildung am Berklee College in Boston hinter sich, als er 1970 zum Quintett von Chico Hamilton stieß. Es war die erste von mehr als zwei Dutzend Kollaborationen, die die Website Discogs auflistet. Abercrombie ist als Eigenbrötler belächelt worden, aber alle wollten mit ihm arbeiten. Am Dienstag ist der Ausnahmegitarrist mit 72 Jahren in New York gestorben.

Von Christian Schröder

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