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Curtis Hanson

© Imago

Zum Tod von Curtis Hanson: Der Kinochoreograf

Mit L.A. Confidential gelang ihm der Durchbruch in die erste Reihe der Hollywood-Regisseure. Jetzt ist Curtis Hanson mit 71 Jahren gestorben.

Verhöre sind Standardsituationen im Kino. Curtis Hanson hat daraus in seiner James-Ellroy-Verfilmung „L.A. Confidential“ große Kunst gemacht, ein Ballett der Bedrohung. Los Angeles 1953. Auf der Toilette einer Bar namens The Nite Owl in Hollywood findet man sechs Leichen, unter ihnen die eines Polizisten. Als vermeintliche Täter werden schnell drei junge afroamerikanische Junkies verhaftet und im Präsidium der zutiefst korrupten Polizei in drei nebeneinanderliegenden Glaskabinen platziert.

Ein Officer, gespielt von Guy Pearce, verhört sie nacheinander, droht mit der Gaskammer und drückt immer wieder einen versteckten Knopf, damit die beiden anderen Verdächtigen per Lautsprecher die Beschuldigungen mithören können. Einer bettelt um Gnade, einer nässt sich ein, einer schweigt. Bis Russell Crowe, der einen wütend-aggressiven Officer verkörpert, der Kragen platzt, in eine Kabine eindringt und dem Insassen seinen Revolver in den Mund steckt. Die Geständnisse lassen nicht lange auf sich warten.

Nie war ein Thriller zwielichtiger gewesen

„L.A. Confidential“ wurde 1997 zum Triumph, es war ein Film, der vieles veränderte. Zum Beispiel die Vorstellung, dass ein Historienfilm, und sei es ein Krimi, gediegen, irgendwie literarisch aussehen müsse. Dunkler, im Wortsinn zwielichtiger war kaum ein Thriller gewesen, auch nicht rasanter. Kim Bissinger bekam einen Oscar für ihre Nebenrolle als Edelprostituierte, Curtis Hanson und sein Co-Autor Brian Helgeland erhielten einen für das beste adaptierte Drehbuch. Hanson, ein erklärter Hitchcock-Fan, war in der ersten Reihe der Hollywood- Regisseure angekommen. Dabei inszenierte er zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Vierteljahrhundert Filme.

In der Spielerstadt Reno geboren und aufgewachsen in Los Angeles, schmiss Hanson die High School, um für das Magazin „Cinema“ zu schreiben. Der Journalismus, sagte er später, sei seine „Filmschule“ gewesen. Als Drehbuchautor für den Billig-Tycoon Roger Corman und den B-Movie-König Sam Fuller schrieb er sich in das Geschäft hinein. 1973 drehte Hanson seinen Debütfilm „Sweet Kill“, einen Psychothriller über einen Frauenmörder. Es folgten Genrewerke wie „Die Aufreißer von der Highschool“ oder „Das Schlafzimmerfenster“.

„Alle Alpträume, von denen man hört, habe ich erlebt“, klagte er. „Filme wurden mir weggenommen, neu geschnitten, umbenannt. Deshalb war es großartig, einen Film zu machen, der erfolgreich war und mir ganz andere Freiheiten verschaffte.“ Zu seinen herausragenden Arbeiten zählen der Collegefilm „Die Wonder Boys“ nach einem Roman von Michael Chabon, das White Trash-Drama „8 Mile“ mit Eminem und die Komödie „In den Schuhen meiner Schwester“ mit Cameron Diaz und Toni Collette. Curtis Hanson ist am Dienstag tot in seinem Haus in Hollywood gefunden worden. Er wurde 71 Jahre alt.

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