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Szene aus Wes Cravens "Nightmare on Elm Street".

© Imago

Zum Tod von Horror-Regisseur Wes Craven: Blut, Blut und noch mehr Blut

Wes Cravens Horrorklassiker "Nightmare on Elm Street" hat eine ganze Generation nicht mehr schlafen lassen. Nun ist der Kultregisseur mit 76 Jahren gestorben.

Mögen Sie Horrorfilme? Wenn ja, haben Sie sicherlich mindestens einen Film von Wes Craven auf ihrer Favoritenliste ganz vorn stehen. Der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor hat mit seinen Blicken in die Abgründe der Seele die Albträume gleich mehrerer Generationen bevölkert. Nun ist er mit 76 Jahren einem Hirntumor erlegen.

Einen ersten großen Erfolg landete Wes Craven gleich mit seinem ersten eigenen Film, "Das letzte Haus links". Vage angelehnt an Ingmar Bergmans "Die Jungfrauenquelle", rächt sich darin ein Ehepaar an drei jungen Männern für den gewaltsamen Mord an der gemeinsamen Tochter. Craven sprengte damit sogleich die Grenzen des Horrorgenres. Er verzichtete auf fantastische Monster und dergleich mehr und setzte auf nichts anderes als die pure Gewalt. Dabei schockte allein schon die Behauptung am Anfang des Filmes, dieser basiere auf einer wahren Geschichte.

1984 ließ Craven in "Nightmare On Elm Street" den Kindermörder Freddy Krueger sein Unwesen treiben, in dem dieser sich in Träume hereinschleicht und sich hier an Unschuldigen für seine Verbrennung beim lebendigem Leib rächt. Begleitet von dem Werbeslogan seines Verleihs, "Was auch immer du tust, schlaf nicht ein", verwischte Craven durch verwirrende Kamerafahrten die Grenzen zwischen Fantasie und Realität, zwischen Träumen und Albträumen. Eine ganze Generation sollte daraufhin nachts wach im Bett liegen und beten, dass der Sandmann sich nicht als der Mann mit den Krallen entpuppt. Mit der Krueger-Figur und ihrem rot-grün-gestreiften Pullover personalisierte Craven eine der ältesten Ängste – die Angst davor, dass der Tod im Traum ein wirklicher Tod ist. Freddy Krueger wurde trotzdem zu einer Kultfigur; "Nightmare on Elm Street" ist das Paradebeispiel für einen klugen, zutiefst psychologisch wirkenden Horrorfilm. Allerdings wurden die Fortsetzungen immer satirischer, es sind inzwischen sage und schreibt acht Stück!, und auch die Effekte wirken in Zeiten von 3D etwas albern und altbacken. Schwerer wiegt, dass selbst das Original bei moderner Betrachtung voller Klischees steckt. Hollywoods Horror-Genre ist durchwirkt von einer höchst konservativen Sexualmoral. Vor allem weibliche Figuren, die außerehelichen Sex haben, werden mit dem Tod bestraft.

Regisseur Wes Craven
Regisseur Wes Craven, der Großmeister des Horrorfilms.

© Reuters/Lucas Jackson

Blut! Es ist immer Blut!

Wes Craven kritisierte dieses Bigotterie 1996 höchstselbst. In "Scream", geschrieben von Kevin Williamson, arbeitete er alle möglichen Horror-Stereotypen mit ein, auch solche von denen er selbst Gebrauch gemacht hatte, machte sich über sie lustig und versuchte sie so zu erledigen – selbstverständlich erfolglos. Schlussendlich ist auch "Scream" ein Horrorfilm, und der Bösewicht darf darin nie wirklich sterben. Zudem wusste Craven nur zu gut, wie er einmal in einem Interview gestand: "Blut! Es ist immer Blut. Da schreien die Leute. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert." Schwer vorstellbar, wie der moderne Horrorfilm aussehen würde, hätte es Wes Cravens Filme nicht gegeben. Eines ist klar – das Genre ist deutlich unterhaltsamer geworden.

Alexandra Belopolsky

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