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Tastenmagier. Ray Manzarek.

© AFP

Zum Tod von Ray Manzarek: Der Türöffner

Zum Grab von Jim Morrison pilgern immer noch Tausende. Das ist ein bisshen ungerecht, denn an dem legendären Doors-Sound hatte Keyboarder Ray Manzarek mindestens ebenso Anteil. Jetzt ist Manzarek mit 74 Jahren gestorben - in Rosenheim.

Die Doors sind schon lange Geschichte. Die Geschichte oder besser der Mythos von Leadsänger Jim Morrison, mit dessen Drogentod die wenigen Jahre der Doors 1971 abrupt endeten, ist zur Genüge erzählt worden. Dass zum Grab des Keyboarders Ray Manzarek auch nur annähernd so viele Jünger pilgern werden wie bis heute zu Morrisons Pariser Ruhestätte auf dem Père Lachaise, steht nicht zu erwarten. Dabei war es Manzarek, der den von ihm und Morrison 1965 am Strand von Venice bei Los Angeles gegründeten Doors ihren unverwechselbaren Sound gab. Am Sonntag ist er im Alter von 74 Jahren gestorben, an einem langjährigen Krebsleiden, und noch dazu in Rosenheim.

Sein Intro zu „Light My Fire“, einem Lied von solcher Länge, das es die Radiostationen nur in einer um das lange Solo in der Mitte gekürzten Version sendeten, das Stakkato in dem Elf-Minuten-Epos „When The Music’s Over“, die kinderliedhaften und doch vertrackten Läufe in „Take It As It Comes“, die wie neben der eigentlichen Melodie herlaufenden Klangtropfen des Elektropianos des letzten Hits, „Riders on the Storm“ – all das machte die Musik der „Doors“ erst zu jener unverwechselbaren Melange aus Eingängigkeit und Fremdheit, ja Bedrohlichkeit. Das war die Musik der Zeit des Vietnam-Kriegs, und zwar in dessen Wahrnehmung an der Heimatfront USA, wo sich juveniler Protest und reale Todesangst vermischten. Das Keyboard von Ray Manzarek war die Stimme, auf- und absteigend, manchmal mühelos perlend, dann wieder grell abgehackt, die dieser Mischung Ausdruck gab. Auf der Bühne spielte er parallel auf einem Fender Rhodes Piano den Basspart, da dieser bei den Doors nicht besetzt war.

Geboren wurde er als Raymond Manczarek 1939 in Chicagos verrufener South Side. Er erhielt klassischen Klavierunterricht, studierte später Film an der UCLA in Los Angeles, wo er Morrison als Kommilitonen traf. Nach dessen Tod blieb Manzarek auf der Suche nach einer neuen Band, kehrte jedoch immer wieder zur Musik der Doors zurück, zuletzt seit 2002 gemeinsam mit Gitarrist Robby Krieger. Manzarek gab der Pop-Musik um 1970 einen Klang, der jenseits bloßen Vergnügens lag. Er war es, der die „Pforten der Wahrnehmung“ öffnete, nach jenen Drogenerfahrungsbuch von Aldous Huxley, von dem die Doors ihren Bandnamen bezogen.

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