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Wolf-Dieter Dube

© picture-alliance / ZB

Zum Tod von Wolf-Dieter Dube: Der General und die Mühen der Insel

Er brachte als Generaldirektor der Staatlichen Museum die Museumsteile von West und Ost mit rigidem Nachdruck wieder zusammen. Ein Nachruf auf Wolf-Dieter Dube.

Als er 1983 nach Berlin kam, nach West- Berlin, schien die Teilung der Stadt und mit ihr die Teilung der einstmals preußischen Staatlichen Museen für immer besiegelt zu sein. Als er aus dem Amt als Generaldirektor der Staatlichen Museen ausschied, sagenhafte 16 Jahre später, fanden sich die Museen wiedervereint in der wiedervereinten Stadt, war die Museumsinsel inmitten der Spree erneut das Herzstück der Museen geworden.

Man muss sich diesen Umschwung von der Inseltristesse zur Weltoffenheit der wiedererstandenen Hauptstadt vor Augen halten, um die Leistung Wolf-Dieter Dubes zu würdigen. Denn so selbstverständlich, wie sich das Zusammenwachsen der Museen aus der Rückschau darstellt, war es wahrlich nicht. Es bedurfte der Festigkeit Dubes, die nicht wenigen als schiere Härte vorkam, um die beiden, mit einem Mal richtungslos gewordenen Museumsteile in West und Ost auf Kurs zu bringen. Der „General“, wie er nach dem legendären Wilhelm von Bode zu Recht apostrophiert wurde, wollte das Mögliche für die sanierungsbedürftige Museumsinsel zu tun, aber die Dauerbaustelle Kulturforum darum nicht zur Ruine werden lassen. Das hat Dube wütende Kritik eingetragen. Die ließ er an sich abperlen, ja war geradezu stolz darauf, sich mit seinem mecklenburgischen Dickschädel durchzusetzen.

Der Feldherr der Gemäldegalerie

Geboren wurde Dube 1934 in Schwerin, nach Studium und Volontariat kam er 1965 als Referent für Flämische Malerei an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Seit 1974 war er Baubeauftragter für die Neue Pinakothek, das 1981 eröffnete Haus für die Kunst des 19. Jahrhunderts. Mittlerweile stellvertretender Generaldirektor der Münchner Staatsmuseen, hätte er sich auf eine weiter aufsteigende Laufbahn in dieser schönen Stadt einrichten können, doch ließ er sich nach West-Berlin locken, wo noch größere Bauaufgaben warteten. 1985 musste das sich abzeichnende Debakel der Museen am Kulturforum energisch beendet werden; Dube sorgte mit dafür, dass das Münchner Büro Hilmer & Sattler die angefangene Gemäldegalerie neu planen und sodann zügig bauen konnte.

Dann kam die Wende. Jüngere Kunsthistoriker wollten alles auf die Museumsinsel zurückbringen, wollten an Bodes Konzeption aus dem Beginn des Jahrhunderts nahtlos anknüpfen. Dube rechnete, dass die Herrichtung der maroden „Insel“ 20 Jahre dauern und sicher mehr als eine Milliarde D-Mark kosten würde – Prophezeiungen, die damals als Bedenkenträgerei abgetan wurden und sich gleichwohl mehr als bewahrheitet haben. Also hielt Dube an der Gemäldegalerie fest. Als der Bau fertig war, griff Dube unbekümmert in die Arbeit der Gemäldegalerie-Mitarbeiter ein und bestimmte feldherrlich, welche Bilder wo zu hängen hätten, wie er überhaupt im Zenit seiner Amtszeit jedermann klarmachte, wer Herr im Hause ist und wer nur „meine Abteilungsleiter“, wie er die Direktoren der einzelnen Museen abkanzelte.

"Seine" Gemäldegalerie wird bleiben, wie er sie ersann

Dass das Zusammenwachsen der Museumsverbünde in Ost und West gleichwohl reibungslos gelang, lässt den öffentlich so gern befehdeten Dube in einem anderen Licht erscheinen. Undenkbar wäre der Vereinigungsprozess ohne seinen stets konzilianten Mitstreiter und Stellvertreter gewesen, den vormaligen Ost-Generaldirektor Günther Schade. Zudem traf Dube eine geniale Personalentscheidung, als er seinen früheren Münchner Kollegen Peter-Klaus Schuster an die Nationalgalerie holte, der dann folgerichtig Dubes Nachfolger werden sollte. Während Schuster mit seinen Ausstellungen brillierte, konzentrierte sich Dube auf das Management der Museen, die mit der Insel eine geradezu entmutigende Vielzahl unabweisbarer Baustellen geerbt hatten.

Man übersieht leicht, dass Dubes Kennerschaft der Kunst der Moderne dazu beitrug, den Händler und Sammler Heinz Berggruen für Berlin zu begeistern. Ihm besorgte Dube das zauberhafte Domizil am Schloss Charlottenburg und konnte am Ende seiner Amtszeit noch die – gänzlich auf Dauer zielende – Verlängerung des Leihvertrages verbuchen. Ja, und auch die Herrichtung, Erweiterung und Eröffnung des Hamburger Bahnhofs mit der ebenfalls unverzichtbaren Sammlung Marx fällt in Dubes Ägide.

Dass sein Nachfolger Schuster, kaum im Amt, Dubes Planung revidierte und einen „Masterplan“ skizzierte, mit dem er sich gänzlich zum Erbe Bodes aufschwingen wollte, hat Dube geschmerzt; doch hat er sich nobel aus den Diskussionen herausgehalten und durfte am Ende mit Befriedigung erfahren, dass „seine“ Gemäldegalerie bleiben wird, wie er sie ersonnen und durchgekämpft hat. Nach langer, mit Würde ertragener Krankheit ist Wolf-Dieter Dube 81-jährig am Mittwoch in Berlin gestorben.

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