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Kultur: ZURÜCK - Chanson

Das Programm beginnt, ziemlich passend für eine "Auferstehung", mit einer Totenfeier.Bevor man auferstehen darf, muß man erst einmal anständig beerdigt worden sein.

Das Programm beginnt, ziemlich passend für eine "Auferstehung", mit einer Totenfeier.Bevor man auferstehen darf, muß man erst einmal anständig beerdigt worden sein.André Herzberg hat sich ja gerade vor Weihnachten als "Pankow"-Mitglied einäschern lassen, um sich jetzt im Tränenpalast als Grenzgänger zwischen den Welten ins Leben wieder zurückzukämpfen.Die Geister- und Zombie-Assoziationen, die seine Wiedergeburt als Liedermacher und Geschichtenerzähler weckt, hat vor allem historische Dimensionen.Denn Herzberg sieht sich in eine Welt zurückkehren, die er wie ein Fremder betreten muß, da sich alles grundlegend verändert hat.Kein "Konsum" mehr an der Ecke, keine tschechischen Vorabendserien.Stattdessen Supermärkte und das leuchtende Elend amerikanischer Sitcoms.Was dem Berliner Bengel bleibt, als der Herzberg sich gerne inszeniert, sind die verlorenen Erinnerungen an die Kindheit, den Zorn der Mutter, wenn die Wohnung nicht gesaugt und aufgeräumt, das Geschirr nicht abgewaschen war.Doch die Bilder bleiben unscharf und meist ohne Pointe.Herzberg erzählt seine metaphorischen Geschichten für Leute, die wissen, worum es geht, die seine Traumgerüste als DDR-Flucht begreifen.Aber so wirkt sein Programm zugleich sehr ostlastig - und melancholisch.Viel stärker sind seine Songs, wie "Märchen der Freiheit", die er, von Kulle Dziuk und Felix Lauschus elegant begleitet, mit altbekannter Verve vorträgt.Da wird er tatsächlich zu einem Kind, das seine exzentrischen Anwandlungen als Entgleisungen eines übermütigen Temperaments versteht und sich in ihrem Schutz unschöne Wahrheiten auszusprechen erlaubt.

KAI MÜLLER

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