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Kultur: ZURÜCK - GESANG 3

Wahrscheinlich wäre Klaus Hoffmann genauso gern der deutsche Jaques Brel wie Harald Juhnke der deutsche Frank Sinatra sein möchte.Und beide leiden darunter, daß ihr Traum unerfüllt bleibt.

Wahrscheinlich wäre Klaus Hoffmann genauso gern der deutsche Jaques Brel wie Harald Juhnke der deutsche Frank Sinatra sein möchte.Und beide leiden darunter, daß ihr Traum unerfüllt bleibt.Juhnke kommt nie bis Las Vegas, und Hoffmann stürzte vor einiger Zeit mit seinem Brel-Musical fürchterlich ab.Doch wenn Klaus Hoffmann als er selbst erscheint, ist dem Liedermacher der Erfolg sicher.Im ausverkauften Friedrichstadtpalast jubelt das Publikum bereits, als er nur seine Nase aus dem Backstagebereich streckt.Hoffmann kennt eigentlich nur ein Thema: Berlin wie es war.Und zwar Berlin wie es war, als er selbst ein Kind war, als Vater Hoffmann die Mutter freite, als Oma Hoffmann noch mit ihrer Nähmaschine Unter den Linden Bouletten schnitzte und sich Molle noch auf Bolle reimte.Im Lyrikband versammelt, wären solche Texte wahrscheinlich bestenfalls kitschig zu nennen.Doch mit des Sängers nuscheliger Stimme - die gerne mal halbe Sätze verschluckt, um in der Stimmung um so präziser zu sein - entfalten sie durchaus ihren Zauber.Nach jedem Lied setzt sich Hoffmann auf einen Stuhl am Bühnenrand und erzählt eine merkwürdige kleine Geschichte.Die von Frau Plön zum Beispiel, die mit ihrem dicken Hintern nur rückwärts auf ihr Klo gehen kann.Oder die von Herrn Diekmann, einem kleinwüchsigen Krankenpfleger, der am Wochenende seinen Sohn gerne krankenhausreif schlägt.Man merkt kaum, daß diese Miniaturen bis zum letzten Wort am Schreibtisch ausgearbeitet wurden, so beiläufig plaudert der Mann auf dem Stuhl sie aus.Hoffmann spielt weit über zwei Stunden, und am Ende mag das Publikum ihn nicht gehen lassen.Und das, obwohl es bei seiner Art von Liedern nicht ein einziges Mal mitklatschen konnte.

KNUD KOHR

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