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Kultur: Zurück ins Glück

Wo liegt eigentlich Lateinamerika? Wer erinnert sich noch an den „Magischen Realismus“, an Alejo Carpentier oder Miguel Ángel Asturias?

Wo liegt eigentlich Lateinamerika? Wer erinnert sich noch an den „Magischen Realismus“, an Alejo Carpentier oder Miguel Ángel Asturias? Heute kennt man gerade einmal die älteren Großmeister wie García Márquez und Vargas Llosa oder geniale Newcomer wie César Aira. Ansonsten aber hat das Interesse für Osteuropa und die arabischen Länder Lateinamerika fast aus dem Wahrnehmungshorizont verdrängt.

Deswegen weiß kaum einer, dass Anfang April in Peru Präsidentschaftswahlen stattfinden. Zu den Bewerbern gehören ein putschfreudiger Ex-Militär, ein ehemaliger Präsident, der die Inflation auf 7600 Prozent getrieben hatte, und eine Abgeordnete, die zehn Jahre lang unauffällig im Parlament saß. Derweil herrschen Arbeitslosigkeit, Korruption und illegaler Koka-Export. Da ist es kein Wunder, dass Literatur und Politik für peruanische Schriftsteller zusammengehören. Vier von ihnen kann man am 8.3. (19.30 Uhr) im Instituto Cervantes erleben, das derzeit einen Peru-Schwerpunkt mit Vorträgen, Filmen und Musik veranstaltet (Rosenstr. 18–19, Mitte). „Diamanten und Feuersteine“ – nach einer bekannten Erzählung von José María Arguedas – heißt die Reihe eines peruanischen Verlages, in der die Romane von Óscar Colchado , Roberto Reyes Tarazona , Oswaldo Reynoso und Carlos E. Zavalet a erscheinen. Sie schreiben über die Guerilla im Landesinneren und über die Jugend in der Acht-Millionen-Stadt Lima. Ein Dauerthema ist die Suche nach einer kulturellen und ethnischen Identität. Schließlich leben zwischen Cusco im Andenhochland, Iquitos am Amazonas und der Küstenregion um die Hauptstadt Quechua-Indianer, Weiße europäischer Abstammung und Mestizen. Ob Peru nach dem gegenwärtigen Präsidenten Alejandro Toledo mehr Chancen auf Demokratie und Gerechtigkeit hat, dürfte die spannendste Frage des Abends sein.

Die Natur der Gerechtigkeit beschäftigt verständlicherweise auch einen deutschen Juristen. Dem war vor zehn Jahren etwas für deutsche Literaturverhältnisse höchst Ungewöhnliches geglückt: ein Weltbestseller. Klar, dass Bernhard Schlink s neuer Roman in diesem Frühjahr wie kaum ein anderer erwartet wird. Thematisch knüpft „Die Heimkehr“ (Diogenes) an den „Vorleser“ an. Vor dem Hintergrund der Nazizeit wird von einem Russland-Heimkehrer erzählt, von einer unvollendeten Liebesgeschichte und einer Vatersuche. Angelehnt ist das Epos an die Irrfahrten des Odysseus. Das ist eine ganze Menge für einen Roman. Erste Reaktionen sind wenig euphorisch. Ein eigenes Bild kann man sich am 12.3. (11.30 Uhr) im Renaissance-Theater machen, wenn Schlink mit Tilman Krause über sein Buch spricht.

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