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Kultur: Zwangs-Ehe

Das Filmbüro NW wird mit der Filmstiftung NRW fusioniert

Als einen „Eingriff in die Freiheit der Kunst“ bezeichnet Regisseur Hans Weingartner die zum Jahresende geplante Fusion des Filmbüro NW mit der Filmstiftung NRW. Ohne die finanzielle Unterstützung des vor 22 Jahren gegründeten Filmbüros wäre sein preisgekrönter Film „Das weiße Rauschen“ nicht realisierbar gewesen. Besonders unter jungen Filmschaffenden galt das Filmbüro als ideale Anlaufstelle zur unbürokratischen Umsetzung von filmischen Projekten.

„Unsere Entscheidungsgremien setzen sich aus 200 Mitgliedern zusammen, die über die jeweiligen Filmprojekte abstimmen“, erklärt Filmbürochef Michael Wiedemann. Diese Selbstverwaltung sieht er durch die Verschmelzung mit der Filmstiftung NRW gefärdet. Für die nordrhein-westfälische Landesregierung aber ist die Zusammenlegung eine Art Vernunftehe: Das Bundesland sei hochverschuldet und auch die Filmkunst müsse sich an Einsparmaßnahmen beteiligen. Kein anderes Bundesland leiste sich zwei Filmförderungen.

Art follows economy: Prompt teilte die Landesregierung dem Mülheimer Filmbüro mit, dass es im Haushaltsplanentwurf 2003 nicht mehr vorkomme. Als finanzielles Auffangbecken soll nun die Filmstiftung NRW hinhalten. Dabei soll deren Jahresetat von 30 Millionen Euro allerdings nicht erhöht werden. Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach beißt in den sauren Apfel und wird das bisherige Filmbüro-Budget in Höhe von 1,5 Millionen Euro von seinem Etat abzwacken müssen. Auch die bisherigen Mitarbeiter des Filmbüros sollen wahrscheinlich übernommen werden. „Die Filmstiftung wird sich bemühen, die bisherigen Ziele des Filmbüro NW weiterzuverfolgen“, versichert Schmid-Ospach dem Tagesspiegel. Befürchtungen, dass Projekte speziell von Nachwuchs-Filmemachern aus kommerziellen Gründen in Zukunft nicht mehr genügend berücksichtigt werden könnten, weist er zurück: „Wir haben kein Interesse an reiner Wirtschaftsförderung.“

Diesen optimistischen Worten vertraut Michael Wiedemann nicht. Er zweifelt an der Entfaltungsmöglichkeit junger Filmkünstler unter dem Dach der Filmstiftung und sieht die filmkulturelle Basis den Bach runter gehen. Der resolute Filmbürochef Wiedemann gibt jedoch nicht auf und hat den Plänen der nordrhein-westfälischen Landesregierung den Kampf angesagt: „In Frankreich wäre so ein Vorgehen undenkbar.“ Claudia Cosmo

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