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Kultur: Zwei Bücher beschäftigen sich mit Vergangenheit und Gegenwart der einstmals geteilten Metropole

Die Mauer ist weg - doch wo stand sie eigentlich? Der konkrete Verlauf des 1990/91 fast völlig geschleiften Bauwerks drohe im "Vagen und Ungefähren" zu verschwinden, hieß es schon in dem vor einigen Jahren erschienenen, nunmehr aktualisiert wiederveröffentlichen Fotoband "Wo die Mauer war" von Harry Hampel.

Die Mauer ist weg - doch wo stand sie eigentlich? Der konkrete Verlauf des 1990/91 fast völlig geschleiften Bauwerks drohe im "Vagen und Ungefähren" zu verschwinden, hieß es schon in dem vor einigen Jahren erschienenen, nunmehr aktualisiert wiederveröffentlichen Fotoband "Wo die Mauer war" von Harry Hampel. Die Verdrängungsleistung des ewig vorwärts drängenden Berlins ist an sich nichts Neues, schließlich wurde die Mauer auch während ihrer Existenz gerade auf der westlichen Seite gern ausgeblendet. Wer drei Mal seinen "Behelfsmäßigen Personalausweis" aufs Laufband am Kontrollpunkt Dreilinden gelegt hatte, empfand die Situation nicht mehr als bedrohlich, sondern einfach als lästig.

Um so eigenartiger sind die Empfindungen, mit denen man in dem neuen Bildband blättert, den Gabriele Camphausen, Direktorin der Stiftung "Topographie des Terrors", Christian Bahr, Redakteur der "Berliner Morgenpost" und der Fotograf Günter Schneider unter dem optimistischen Titel "Eine Stadt wächst zusammen" vorgelegt haben. Das Buch funktioniert nach einem ebenso einfachen wie wirkungsvollen Prinzip: In schwarzweißen Fotos werden Mauerabschnitte vorgeführt, in Farbe dieselben Gegenden nach Abräumung des Betonwalls. Bei diesem Vorher/Nachher-Prinzip hebt sich um so leuchtender die Aufbauleistung ab, die es seit dem Mauerfall zweifelsohne gegeben hat, etwa wenn der heutige Zustand des Areals rund ums Brandenburger Tor mit dem alten verglichen wird. Hier wie auf anderen Bilddokumenten wird greifbar, wie schnell die brutale Teilung Berlins häufig vernarbt ist. Nur selten zeugen auf den farbigen Bildern noch Gleisstümpfe oder Leerschneisen durch bebautes Gebiet vom Verlauf der Mauer.

Die Kontrastwirkung funktioniert natürlich auch in umgekehrter Richtung, so dass man sich unwillkürlich fragt, wie man es in Rest-Berlin, wo man ja viel näher an den Betonwall herankam als im Ostteil der Stadt, mit der Mauer so lässig aushalten konnte. Am nachdrücklichsten illustriert dies ein Foto, das zwei Kleingärtner auf den Weg durch den Todesstreifen in die Kolonie Erlengrund zeigt, die auf der östlichen Seite der Mauer lag, gleichwohl zu Spandau gehörte. Die Mauer war eben auch der Rahmen für ein Laubenpieperidyll. KLAUS WIEKING

Gabriele Camphausen / Christian Bahr / Günter Schneider: Eine Stadt wächst zusammen. 10 Jahre Deutsche Einheit: Was aus der Berliner Mauer wurde. Jaron-Verlag, Berlin 1999. Deutsch/Englisch/Französisch, 112 Seiten, 39,80 Mark; Harry Hampel / Thomas Friedrich: Wo die Mauer war. Nicolaische Verlagsbuchhandlung. Dritte, aktualisierte Auflage, Berlin 1999. Deutsch/Englisch,132 Seiten, 39,80 MarkGabriele Camphausen / Christian Bahr / Günter Schneider: Eine Stadt wächst zusammen. 10 Jahre Deutsche Einheit: Was aus der Berliner Mauer wurde. Jaron-Verlag, Berlin 1999.

Deutsch/Englisch/Französisch, 112 Seiten, 39,80 Mark; Harry Hampel / Thomas Friedrich: Wo die Mauer war. Nicolaische Verlagsbuchhandlung. Dritte, aktualisierte Auflage, Berlin 1999. Deutsch/Englisch,132 Seiten, 39,80 Mark

Gabriele Camphausen, Christian Bahr, Günter

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