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Kultur: Zwei Kisten aus Leipzig Spätantik-byzantinische Schätze, die seit 1945

als verschollen galten, kehren nach Berlin zurück.

Zum Tagesgeschäft von Museumsleuten gehört es, ihre eigenen Bestände zu erforschen. Die Freude am Museum für Byzantinische Kultur in Berlin ist groß, denn 44 Objekte, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten, sind wieder aufgetaucht. Am Montag wurden die spätantik-byzantinischen Schätze im Bodemuseum der Öffentlichkeit präsentiert, bis 25. März werden sie dort unter dem Titel „Zwei Kisten aus Berlin“ gezeigt.

Der Anblick der kleinen Gefäße und Statuetten aus dem 4. bis 7. Jahrhundert nach Christus mag auf den ersten Blick enttäuschen, außergewöhnliche Kunstgegenstände sind es nicht – dennoch ist die Heimkehr eine kleine Sensation. Solche archäologischen Stücke anzukaufen, davon lassen Museumsleute heutzutage die Finger. Im Handel kursiert Ware, die nach aktuellen Standards illegal aus den Ursprungsländern ausgeführt wurden. Außerdem stehen die Objekte für die Sammlungsgeschichte des Hauses, denn sie haben eine abenteuerliche Reise hinter sich.

Sie begann im Zweiten Weltkrieg, als die Bestände des Museums ausgelagert wurden. Was die West-Allierten später fanden, gelangte nach Dahlem. Was die Sowjetunion abtransportierte, schickte sie 1958 in einer großen Aktion zurück. Dabei müssen die Stücke ins Ägyptischen Museum der Universität Leipzig gelangt sein, wo man nichts mit ihnen anfangen konnte. Erst 2011 machten sich zwei Studentinnen im Rahmen eines Praktikums daran, die Provenienz zu recherchieren. Sie entzifferten kyrillische Beschriftungen, glichen Verlust- und Bestandslisten ab, führten Korrespondenzen mit Museen. Zufall war auch im Spiel, dass sie schließlich auf die byzantinische Sammlung in Berlin stießen. Ein Volltreffer.

Was da in den zwei Kisten lagerte, sind fein ausgearbeitete Gebrauchsgegenstände, darunter Votivfigürchen in Frauengestalt oder Behälter für heiliges Wasser aus Abu Mina, einem der größten spätantiken Pilgerstätten bei Alexandria, oder auch nordafrikanische Öllämpchen, die in Serie hergestellt wurden und echte Exportschlager waren. Sie verraten etwas über den Alltag, Pilgerströme und globale Handelsbeziehungen.

Die meisten Objekte stammen aus Ägypten, das damals zum byzantinischen Reich gehörte. Etwa 1600 Stücke vermisst das Museum noch immer, die Forscher hoffen, weitere aufspüren zu können. In Moskauer Ausstellungen waren in letzter Zeit überraschenderweise Exponate aufgetaucht, die zum Bestand des Berliner Museums gehören. Möglicherweise lagert noch mehr in russischen Depots oder wurde einst falsch ausgeliefert. Anna Pataczek

Bodemuseum, bis 25. März, Am Kupfergraben 1, Mo - So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 22 Uhr.

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