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Kultur: Zweite Runde für den Austausch „Berlin–Paris“

Das passt. Eben hat ein Mitarbeiter die Kabel verlegt, nun fließt Strom und lässt die beiden Deckenlampen im Raum gesprenkelt leuchten.

Das passt. Eben hat ein Mitarbeiter die Kabel verlegt, nun fließt Strom und lässt die beiden Deckenlampen im Raum gesprenkelt leuchten. Darunter stehen Tische und Stühle von Mathieu Matégot – zarte wie zähe Botschafter aus den fünfziger Jahren, die Matégots Ruf als Gestalter begründet haben.

Das passt eigentlich nicht: Die Galerie Johann König ist sonst kein Ort für klassische Designgeschichte. Doch genau dieser Kontrast interessiert den Galeristen am Austausch „Berlin-Paris“, der heute in die zweite Runde geht: Eine Woche lang präsentieren sich Pariser Galerien bei ihren Gastgebern in Berlin, bevor diese Anfang Februar in der französischen Metropole vertreten sind. Allein, sich einen ähnlichen Partner an der Seine zu suchen, das hätte König nicht interessiert. Ein schlichter Tausch, wo Galerien längst global agieren und die Kunst ohnehin ständig unterwegs ist. Dann lieber ein Experiment. Matégot ist solch ein Fall. Seine Lampen aus Lochblech sehen aus wie Skulpturen, und der singuläre Holzglastisch für 90 000 Euro, den sich König von der renommierten Galerie Jousse Enterprise geliehen hat, changiert visionär zwischen Kunst und Gebrauchsobjekt – obwohl er ein halbes Jahrhundert alt ist.

Solche Kontraste sind charakteristisch für den aktuellen Austausch und ein echter Schritt nach vorn. Geboren wurde die Idee 2009 in der französischen Botschaft, der es vorrangig um einen Transfer französischer Künstler ging. Den Galeristen gefiel das nur mäßig, und schon im vergangenen Jahr sind viele von ihnen ausgeschert. Bei Mehdi Chouakri waren Marcel Duchamp und Max Ernst vertreten, der Galerist knüpfte mit dem Partner Galerie 1900-2000 ein Band von der Klassischen Moderne direkt in die eigenen Räume mit Gegenwartskunst. Dabei bleibt es. Carlier Gebauer trumpft diesmal mit einer kuratierten Schau auf, in der sich die Importe zweier Partner mit eigenen Arbeiten mischen. Esther Schipper lädt mit Nathalie Obadia eine international agierende Galerie ein, deren Schwerpunkt auf der Malerei liegt und zeigt im Gegenzug dort Arbeiten von Nathan Carter. Sommer und Kohl, die sich erst vor wenigen Jahren in der Kurfürstenstraße angesiedelt haben, recken sich selbstbewusst auf Augenhöhe zu Denise René, die seit Jahrzehnten Superstars wie Hans Arp, Max Bill oder Sonia Delaunay in ihren Räumen zeigt.

Ob Vorbild, Messlatte oder Kontrapunkt: Die Absichten unterscheiden sich, und dennoch ziehen die Berliner Galeristen an einem Strang. Es wird hier ein großes Essen für Sammler und Künstler geben, davor bittet noch die Französische Botschaft zum Empfang. Das ist mehr, als die offiziellen Vertreter Deutschlands in Paris bieten. Auch wenn Klaus Wowereit als Bürgermeister von Berlin das Projekt im zweiten Jahr wortreich unterstützt und sich für eine „nachhaltige Zusammenarbeit der Kulturszenen“ einsetzt: Bis nach Paris ist dieses Engagement wohl noch nicht gedrungen, einen vergleichbaren Empfang in der Deutschen Botschaft gibt es bislang nicht. Obwohl die Galeristen aus Berlin schon 2009 dafür geworben haben. Dem Erfolg des Projekts schadet es nicht, ein bisschen mehr ideelle Unterstützung für das aufwendige und nicht zuletzt kostspielige Austauschprojekt wäre allerdings schön. cmx

„Paris-Berlin“, bis 23.1. in allen teilnehmenden Berliner Galerien; Informationen unter: www.berlin-paris.fr

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