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Kultur: Zwischen Holländischem Viertel und der Kolonie Alexandrowska

FESTIVAL

Ein Brückenschlag mit Paukenschlag war die Eröffnung der 13. Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zwar nicht. Dafür kitzelten das St. Petersburger Orchester Katharina die Große und das Utrechter Ensemble Cristofori die Ohren mit mancher ausgesuchten Rarität. Einen Brückenschlag zwischen den Ländern, die das Stadtbild von Potsdam zwischen Holländischem Viertel und Alexandrowska so handgreiflich geprägt haben: Das ist das Ziel des bis zum 29. Juni dauernden Festivals. Ein charmanter und mutiger Vorsatz. Statt wie viele andere Festivals Bewährtes und Bekanntes unter neuem Namen zusammenzustellen, hat das Leitungsteam um Andrea Palent ein Programm organisiert, das dem Ort auf den Leib geschrieben ist. Zugleich machte man sich die Mühe, direkt beim Erzeuger einzukaufen. Nicht ohne Risiko: Schließlich haben nationale Spezialitäten bisweilen auch einen charakteristischen Hautgout.

Doch wenn es dem „Orchester Katharina die Große“, Pionierensemble der noch sehr jungen russischen Alte-Musik- Szene etwas an Intonationssicherheit und klanglicher Homogenität mangelte (nicht alle Mitglieder können dem inspirierenden Konzertmeister Andrei Reshetin das Wasser reichen), dann machte es viel davon allein durch seine ungewöhnlich reiche und belebte Artikulation wett. Spannend und lehrreich war es darum, eine in reinstem italienischem Opernstil geschriebene russischsprachige Arie von Francesco Araja (1709 - 1755) zu verfolgen. Und die Sopranistin Julia Korpatschkowa fand mit einer kleinen Romanze von Dimitri Bortnianski, der noch immer viel zu unbekannten russischen Antwort auf Mozart, auch ohne Umwege über den Kopf den Weg zum Herzen. Auch beim Ensemble Cristofori, erwies sich der Leiter (Arthur Schoonderwoerd) als der überlegene Musiker: Der Mann liebt sein heikles Instrument, das Hammerklavier. Nicht minder liebt und beherrscht er die gelassene, nur hier und da pastellen verschattete Heiterkeit der Klavierquartette des Wahlniederländers Joseph Schmitt (1734 - 1791), die wohl gerade wegen dieser schwierig zu erlangenden Gemütslage zu Unrecht aus der Mode gekommenen sind.

Der finale Brückenschlag – das gemeinsame Musizieren eines introvertierten Satzes aus Carl Philipp Emmanuel Bachs Konzert für Cembalo, Hammerklavier und Orchester, fiel nach langer Umbaupause zwar nicht so eindrucksvoll aus, wie beabsichtigt. Für Pomp mögen auch die populäreren Veranstaltungen wie das abschließende Konzert mit Barockfeuerwerk am 29. Juni sorgen. Vorfreude auf ein ambitioniertes, an nationalen wie instrumentalen Zwischentönen reiches Festival konnten die Musiker jedoch allemal wecken.

Infos und Karten unter (0331) 28 888 28 und www.musikfestspiele-potsdam.de

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