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Brandenburg: Kupferdiebe stahlen Kabel aus Windkraftanlagen

10 bis 14 Tonnen Metall aus den Masten geholt - Polizei nahm drei Männer und eine Frau fest

Nauen - Der massenhafte Diebstahl von Kupferkabeln betrifft neuerdings auch große Windkraftanlagen. In der Umgebung von Nauen nahm die Polizei jetzt vier Personen fest, die aus 21 Masten zusammen 10 bis 14 Tonnen Kupfer entwendet haben sollen. Sie stellte nach eigenen Angaben bei der Durchsuchung von sechs Wohnungen, Garagen und Schuppen in Brandenburg und in Berlin umfangreiches Beweismaterial sicher. 70 Beamte aus beiden Bundesländern waren an der Razzia beteiligt. In Entwässerungsgräben fanden Polizeitaucher große Mengen von Gummiisolierungen, die die Tatverdächtigen zuvor von den gestohlenen Kabeln entfernt und dann dort versteckt hatten. Der materielle Schaden für die Betreiber der Windkraftanlagen liegt bei rund 225 000 Euro. Dazu kommen Verluste durch die jeweils mehrtägigen Stilllegungen der Anlagen zur Reparatur.

Wie die Polizei gestern in Nauen mitteilte, handelt es sich bei den Festgenommenen um drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 19 und 37 Jahren. Sie stammen alle aus Dörfern in der Umgebung der Windräder. Zwei der Männer waren bereits am 1. November auf frischer Tat gestellt worden. „Die Diebstähle geschahen meist nachts oder in den frühen Morgenstunden“, sagte der Chef des Polizei-Schutzbereiches Havelland, Jörg Barthel. „Zuerst wurden die Türen der Türme aufgebrochen und der Strom abgestellt. Dann kletterten die Diebe im Innern rund 25 bis 30 Meter hoch und schnitten die Kupferstränge ab.“ Wegen Reststroms im Turm hätten sie sich dabei großer Gefahr ausgesetzt. Mit einem Pkw-Kombi seien die Kabel dann an verschiedene Orte gebracht worden, wo anschließend das Abschälen der Gummiisolierung begann.

Das Kupfer verkaufte das arbeitslose Quartett bei einem einheimischen Schrotthändler. Dabei verdiente es nach einer ersten Rechnung der Polizei seit dem Sommer zwischen 28 000 und 49 000 Euro. „Einen noch viel höheren Gewinn machte der Schrotthändler“, erklärte Ines Friedrich, Leiterin der von der Brandenburger und Berliner Polizei gebildeten Ermittlungsgruppe. „Der 57-Jährige dürfte bis zu 100 000 Euro am Weiterverkauf verdient haben.“ Er muss als Hehler nun ebenso mit einer Anklage der Staatsanwaltschaft rechnen wie das Räuberquartett. Derzeit befinden sich alle Tatverdächtigen wieder auf freiem Fuß.

Bisher gab es in Brandenburg und im Bundesgebiet nach Recherchen der Polizei keine vergleichbare Diebesserie aus Windkraftanlagen. Lediglich bei der Montage von Windrädern seien vereinzelt Kupferdrähte nachts von Kabeltrommeln gestohlen worden. Die Betreiber dieser bis zu 100 Meter hohen Anlagen verzichteten bislang auch auf eine besondere Sicherung der Eingangstüren, weil sie sich einen Diebstahl von Leitungen aus dem Turm nicht vorstellen konnten. „Das wird sich jetzt ändern“, erwartet Schutzbereichsleiter Jörg Barthel. „Nicht nur die Türen werden jetzt verstärkt. Man denkt auch an Bewegungsmelder, die sofort anschlagen.“ Bisher war in Brandenburg und Berlin vor allem die Bahn Opfer des Kupferklaus, was dort schon mehrfach zu schweren Betriebsstörungen führte.

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