zum Hauptinhalt

Landtag: Potsdams Schloss wird später fertig

Die Übergabe des neuen Landtags mit historischer Sandstein-Fassade zum Ende 2012 ist wohl nicht zu halten.

Potsdam - Beim Aufbau des Potsdamer Schloss-Landtages gibt es einen Rückstand von „einem halben Jahr“, der „verkürzt“ werden soll. Das sagte Thomas Weber, Technik-Geschäftsführer der BAM Deutschland AG, die im Auftrag des Landes das 130-Millionen-Projekt realisiert, am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finanzminister Helmuth Markov (Linke). Grund der Verzögerungen seien archäologische Grabungen und die wegen des morastigen Untergrundes unmittelbar an der Havel nötigen 99 Bohrpfahlgründungen. Das Gebäude steht „auf 99 Stelzen“, um die Bodendenkmäler darunter zu sichern. Über den Bau-Fahrplan sei man in „enger Abstimmung“ mit dem Land, so Weber. „Herr Markov macht ordentlich Druck.“ Indirekt wurde bestätigt, dass der bisherige Übergabetermin Ende 2012 kaum zu halten ist.

Erstmals präsentierte die BAM eine „Musterfassade“, ein knapp vier Meter breites, 16 Meter hohes Teilstück, das zeigt, wie das Gebäude auf dem Alten Markt künftig aussehen wird. Als vor einigen Wochen dort allein eine Betonwand hochgezogen wurde, hatte dies massive Befürchtungen vor einer Bausünde ausgelöst. Vor der Betonwand stehen nun getreu nach dem Vorbild des Knobelsdorff-Schlosses eine Ziegelmauer - und davor eine Sandsteinfassade. Dafür werden 3200 Kubikmeter Sandstein-Blöcke aus dem Elbsandsteingebirge verwendet, und zwar verschiedene Sorten, unterschiedlich in Härte und Feinkörnigkeit für Sockel, Gesimse, Säulen und für Kapitelle, wie beim historischen Vorbild. „Das ist so in Ordnung“, sagte Michael Schöne vom Verein Potsdamer Stadtschloss.

Es sind Kenner am Werk. Diese Arbeiten würden durch die Sächsischen Sandsteinwerke Dresden ausgeführt, erläuterte Klaus Boehlitz, Projektleiter für Fassade und Dach. Die Firma habe auch Erfahrungen aus dem Wiederaufbau der Frauenkirche und des Dresdner Residenzschlosses. 300 der 900 erhaltenen historischen Bauteile können nach Prüfung verwendet werden und würden gerade in Dresden aufgearbeitet.

Eine Herausforderung wird auch sein, das „neue“ Schloss mit dem Fortunaportal zu verbinden, das 2001 der Potsdamer TV-Moderator Günther Jauch gespendet hatte. In den letzten Wochen hatte es erhebliche Irritationen um Risse im Bauwerk gegeben. Zu dessen Zustand gab Weber nun Entwarnung. Man habe das Fundament erfolgreich mit einer Betoninjektion unterirdisch stabilisiert. „Das Gebäude steht sicher“. Weber bestätigte, dass sonst ein „labiler Zustand“ gedroht hätte. Wer verantwortlich ist und für die Mehrkosten aufkommt, ist weiter unklar. Die BAM pocht auf zwei Gutachten, wonach die Risse bei der Übernahme schon vorhanden waren, was der Sanierungsträger Potsdam bestreitet. Wie Weber betonte, sind die Fugen-Risse unproblematisch auszubessern. „Schlimmer sind Feuchtigkeitsschäden.“ Überhaupt müsse das „Fortunaportal aufgemöbelt“ werden, damit es dann auch äußerlich zum Schloss passt.

Vor diesem Vorort-Termin hatte es monatelange Geheimniskrämerei um das Projekt gegeben. Jetzt verspricht die BAM eine größere Offenheit. Die Zurückhaltung sei falsch gewesen, räumte Weber ein. Man sei „naiv“ herangegangen, habe sich allein „auf den Baufortschritt“ konzentriert und das öffentliche Interesse unterschätzt. „Wir wollen das anders machen.“ Dem Vernehmen nach hatte sich dafür Markov hinter den Kulissen stark gemacht, der auch hier – wie bereits beim Umgang mit der Bodenreform-Affäre – Versäumnisse seines Vorgängers, des früheren SPD-Finanzministers Rainer Speer, korrigiert.

Nun will die BAM sogar den hölzernen Bauzaun, der bislang Neugierigen Einblicke auf die Baustelle versperrt und für Missmut sorgt, durch eine transparentere Absperrung ersetzen. „Es gibt Überlegungen, wir sind dabei“, bestätigte Weber dem Tagesspiegel. Und Markov übergab eine „blaue Infobox“ auf dem Alten Markt an den Stadtschlossverein, der dort um Spenden werben will: Sie werden für die rund 2 Millionen Euro teuren Dach-Figuren benötigt, und dafür, das Dach nicht wie geplant aus billigem Zink, sondern vielleicht doch noch wie beim alten Schloss aus Kupfer zu bauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false