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Brandenburg: Legionellen: Weiterer Patient erkrankt

Die gefährlichen Bakterien wurden bei der Aufnahme im Klinikum festgestellt. Gesundheitsamt hält Schließung des Hauses für möglich

Frankfurt (Oder). Im Klinikum Frankfurt (Oder) ist erneut ein Fall der gefährlichen Legionellen-Krankheit festgestellt worden. Das teilte der Vorstandsvorsitzende der Rhön-Klinikum AG, Eugen Münch, gestern auf einer Sondersitzung mit Abgeordneten aller Fraktionen des Stadtparlaments mit. Allerdings sei noch ungeklärt, ob sich der Patient tatsächlich in der Klinik mit den Keimen infiziert hat.

Seit Ende vergangener Woche würden alle neuen Patienten des Klinikums auf Legionellen untersucht, teilte Münch mit. Das Krankenhaus reagiert damit auf die bislang ungeklärten Infektionswege. „Bisher ist der Zusammenhang zwischen der tödlichen Erkrankung von zwei Frauen im Juli und den Verhältnissen in unserem Krankenhaus nicht geklärt“, sagte der Chef des Klinikenverbunds. „Auch sie könnten sich schon vorher durch belastetes Wasser aus Duschen zu Hause oder in öffentlichen Einrichtungen infiziert haben.“ Das Gesundheitsamt versicherte auf der Sitzung allerdings, dass aus dem öffentlichen Trinkwassernetz keine Gefahr für die Einwohner bestehen würde. Das zeigten regelmäßige Proben. „Unser Wasser ist in Ordnung“, versicherte die Amtsleiterin Elke Reethen. Das Auftreten der Krankheit beschränke sich auf den Neubau des Klinikums.

Der Vorstandsvorsitzende der Rhön-Klinikum AG, die das vormals städtische Klinikum vor anderthalb Jahren gekauft hatte, wies jede Schuld von sich. „Wir haben ein Gebäude mit großen baulichen Mängeln übernommen“, sagte er. Erst jetzt habe sich herausgestellt, dass der Querschnitt der Rohre viel zu groß und die Leistungen der Pumpen viel zu schwach gewesen seien. „Das ganze Wassersystem ist für ein Krankenhaus untauglich gewesen.“ So sei die Isolierung der Kaltwasserleitungen so mangelhaft gewesen, dass sich darin Bakterien entwickeln hätten können. Die so genannte Legionellen-Tötungs-Anlage sei in Wahrheit ein Wachstumsförderer gewesen.

Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich die zuständige Architektin Elisabeth Gorn. „Wären die von uns geplanten Anlagen nach Fertigstellung des Baus richtig betrieben worden, hätte es die schlimmen Folgen vielleicht nicht gegeben“, meinte Gorn. Gerade weil das Klinikum vorwiegend mit Steuermitteln gebaut wurde, sei jeder Schritt von den Landesbehörden eingehend geprüft worden. „Wir haben ein Bettenhaus nach allen Regeln der Kunst gebaut“, unterstrich sie.

Aufklärung erhofft sich die Stadt von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Sie untersucht nach einer anonymen Anzeige den Tod von sechs Patienten im Bettenhaus. Außerdem hat die Rhön-Klinikum AG selbst Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Ins Visier gerieten danach der technische Leiter der Klinik und der für Technik im Vorstand zuständige Angestellte. „Wir haben ein gutes Gewissen“, sagte Eugen Münch. „Denn wir gehen davon aus, dass wir im Klinikum keine notwendigen Schritte für die Sicherheit der Patienten unterlassen haben.“ Unterdessen schloss die für das Gesundheitsamt zuständige Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD) die komplette Schließung des Klinikums nicht aus. „Wenn sich die Gefahrenlage verschärfen würde, wären wir zu diesem Schritt gezwungen“, erklärte sie. Im Moment deute nichts darauf hin. Noch in dieser Woche untersucht eine Expertenkommission mit Fachleuten des Bundesumweltamtes und des Robert-Koch-Institutes die Lage im Klinikum.

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