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Brandenburg: Lehrplan-Änderung: Platzeck gibt Fehler zu

Völkermord an Armeniern wird wieder behandelt – und weitere Genozide

Potsdam Der Völkermord an den Armeniern 1915/1916 wird wieder in den Geschichtslehrplan der brandenburgischen Schulen aufgenommen. Das hat Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Dienstag der Botschafterin der Republik Armenien, Karine Karzinian, zugesagt. Platzeck nannte es einen „Fehler“, dass der Hinweis auf den Genozid auf der Internet-Seite mit dem Lehrplan gelöscht worden sei, weil das zu Missverständnissen geführt habe.

Er bleibe jedoch dabei, dass es „historisch nicht korrekt“ gewesen sei, Armenien als einziges Beispiel für einen Genozid zu nennen (außer dem an den europäischen Juden, der im Unterricht an anderer Stelle behandelt wird). Deshalb werde man künftig auch andere Völkermorde – etwa in Kambodscha oder Ruanda – erwähnen. Nach Platzecks Angaben wird Brandenburg ab dem neuen Schuljahr das erste Bundesland „mit einem qualifizierten Lehrbuch“ zum Thema Völkermorde sein. Daran werde zurzeit gearbeitet.

„Ich bin sehr froh, dass damit alle Irritationen ausgeräumt sind“, sagte Botschafterin Karzinian nach dem Gespräch mit Platzeck. Der Genozid an den Armeniern sei Teil der europäischen Geschichte, die Erinnerung daran müsse wachgehalten werden. Der Zentralrat der Armenier und die armenische Kirche in Deutschland äußerten die Hoffnung, dass der Genozid nun auch in die Geschichtslehrpläne der anderen Bundesländer aufgenommen wird. Man überlege, ob ein solcher Vorstoß beim Berliner Senat sinnvoll sei.

Die türkische Botschaft, die gegen die Genozid-Erwähnung im brandenburgischen Lehrplan interveniert hatte, zeigte sich vom Sinneswandel der Landesregierung überrascht. Es sei Position der Türkei, dass es 1915/1916 in Anatolien weder einen Völkermord noch eine ethnische Säuberung gab. Es sei um Deportationen einer Bevölkerungsgruppe aus einem Kriegsgebiet gegangen. ma/thm

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