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Brandenburg: LER kommt bei vielen Schülern einfach an

Bildungsministerin Peter will keinen "Kulturkampf"VON THORSTEN METZNER Potsdam.Trotz Lehrer-Engpässen sollen nur wohlausgebildete Lehrkräfte das neue Brandenburger Pflichtfach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" (LER) unterrichten.

Bildungsministerin Peter will keinen "Kulturkampf"VON THORSTEN METZNER Potsdam.Trotz Lehrer-Engpässen sollen nur wohlausgebildete Lehrkräfte das neue Brandenburger Pflichtfach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" (LER) unterrichten.Das hat Bildungsministerin Angelika Peter bekräftigt.Vor dem Hintergrund der Verfassungsklage der Kirchen gegen LER verteidigte Peter erneut den integrativen Ansatz des ostdeutschlandweit einmaligen LER-Faches, das in DDR-Zeiten gewachsene Wissensdefizite über Religion und Kirchen abbauen helfen soll."Es ist kein Kulturkampf", sagte Peter bei einer LER-Informationsveranstaltung."Das Kreuzfeuer gegen LER können wir nicht nachvollziehen", sagt Heiko, 16 Jahre.So wie er denkt die übergroße Mehrheit in der Schülerrunde."Wir können uns dieses Fach nicht mehr wegdenken - es gehört zu unserem Alltag." Während der deutschlandweite Streit um das neue märkische Schulfach heftig tobt, die Verfassungsklage der Kirchen demnächst in Karlsruhe behandelt wird, haben Heiko und die anderen Zehntklässer der Gesamtschule in Brück - eine von 44 Schulen des LER-Modellversuchs - das Streitfach seit vier Jahren in der Praxis kennengelernt.Und die ist im Gegensatz zu den heftigen Schaukämpfen, so wie es die Schüler schildern, eigentlich ziemlich unspektakulär.Denn LER kommt offenbar an.Nicht nur, sagt jemand, weil es keine Zensuren gibt, sondern weil Themen von Drogen, Sex bis Klassenproblemen behandelt würden.Eine Mächen wirft ein: "Das ist das einzige Fach, wo wir über unsere Sorgen reden können". Dann die Gegenprobe: Wenn an der Schule auch Religionsunterricht angeboten würde - wer würde hingehen? Von den elf Schülern im Raum melden sich drei.Landesweit sind es nach Angaben des Bildungsministeriums derzeit 1,72 Prozent der 398 426 Schüler.So kann auch die Brücker LER-Lehrerin Hannelore Haseloff die Aufgeregtheiten der Kirchen und der großen Politik über das neue Fach nicht so recht verstehen, die mit ihren Erfahrungen vor Ort um Lichtjahre auseinanderklaffen.Der Pfarrer sei ganz froh, daß die Jugendlichen "mit Vorkenntnissen aus LER in den Konfimandenunterricht" kommen.Und natürlich hat sie - von Hause aus Deutsch- und Geographielehrerin - bei einem Besuch in der Partnerschule in Nordhrein-Westfalen auch einmal im dortigen Religionsunterricht hospitiert.Das Fazit: "Ich konnte zu LER keine großen Unterschiede feststellen." Und doch offenbart der Blick in den Brüêker Alltag des jungen Faches auch dessen Grenzen, Tücken und Schwierigkeiten - die nicht zuletzt darin liegen, wie die drei Bausteine Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde untereinander gewichtet und dem hohen Anspruch gemäß miteinander verzahnt werden.Denn einerseits wollen die Lehrer, wie Haseloff erzählt, den Unterricht so weit wie möglich nach Schülerwünschen ausrichten.Und deren Hauptinteresse richtet sich in den siebten und achten Klassen vor allem auf Liebe, Freundschaft und Sex."Gegen Religion gibt es dagegen starke Vorbehalte. Als zweites Problem sehen Lehrer vor Ort, aber auch das Ministerium, das durch zu freien Unterricht die Wissensvermittlung zu kurz kommen könnte.Erste Denkmodelle kursieren, auch bei LER Noten einzuführen.Bei den Brücker Schülern stößt so etwas, natürlich, auf Ablehnung."Das wäre doof - und wir könnten in LER nicht mehr so frei sprechen."

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