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Brandenburg: Lkw raste in Reisebus – mindestens ein Toter auf der A9

Der Fahrer übersah vermutlich das Stauende. Zuvor war ein Chemietransporter umgekippt. Einige der 35 Verletzten schweben in Lebensgefahr

Der Krach um 13.18 Uhr auf der Autobahn A9 zwischen Beelitz und Brück südwestlich Berlins muss ohrenbetäubend gewesen sein. Ungebremst prallte am Mittwochnachmittag ein Lkw auf einen Reisebus am Ende eines Staus. Die Wucht war so groß, dass der Bus auf einen weiteren Lastwagen geschoben und ein dritter Schwertransporter noch aus der Spur gedrückt wurde.

Für den Fahrer des auffahrenden Lkw kam jede Hilfe zu spät. Seine Bergung aus dem völlig zertrümmerten Fahrerhaus dauerte mehrere Stunden. Von den 47 Insassen des aus Sternberg in Mecklenburg-Vorpommern stammenden Busses wurden 35 verletzt, zehn schwer. Vier Personen befanden sich am Mittwochabend noch in einem kritischen Zustand. Wegen des Unfalls kam es auf der Autobahn Berlin-Leipzig in beiden Richtungen zu langen Staus.

Nach ersten Ermittlungen der Polizei verursachte der tödlich verletzte Lkw-Fahrer den Unfall. Er hatte offensichtlich das Ende eines langen Staus übersehen. Seit dem frühen Vormittag war der Verkehr auf dem Autobahnabschnitt ins Stocken geraten, nachdem ein Chemietransporter auf dem südlichen Berliner Ring zwischen dem Dreieck Potsdam und Ferch umgestürzt war und stundenlang alle drei Fahrspuren blockiert hatte. Es waren Chemikalien ausgelaufen und mussten mit speziellen Gerätschaften beseitigt werden, was lange dauerte.

Die Identität des toten Lkw-Fahrers stand am Mittwochabend noch nicht fest. Die Mercedes-Zugmaschine seines Fahrzeugs trug ein Berliner Kennzeichen, während der Auflieger in Niederösterreich zugelassen war. Das im Heck des Busses verkeilte Fahrerhaus musste mit Krähnen freigeschleppt werden.

Rund 100 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten kümmerten sich um die Verletzten. „Die meisten Businsassen sind zwischen 60 und 70 Jahre alt“, sagte der Polizei-Einsatzleiter Matthias Tänzer, „sie befanden sich auf der Rückreise von einem Urlaub in Kroatien.“

Die Schwerverletzten sind mit sechs Hubschraubern in die umliegenden Krankenhäuser gebracht worden. Die unverletzt gebliebenen Reisenden wurden in einem nahen Gemeindesaal versorgt und von einem Notfallseelsorger betreut. Die Wucht des Aufpralls riss mehrere Sitze aus ihrer Verankerung. Dadurch wurden mehrere Menschen eingeklemmt. Auch der Busfahrer und die in der ersten Reihe sitzende Begleiterin konnten sich nicht allein aus ihren deformierten Sitzen befreien. Andere Reisende und Angehörige der freiwilligen Feuerwehr halfen ihnen, aus dem Bus herauszukommen.

Der Bus mit der gestern recht makaber wirkenden Aufschrift „Die besondere Art zu reisen“ war vom Lkw auf einen Laster mit Schrottteilen geschoben worden. Dadurch zerdrückten Rohre und Bleche die Frontscheibe des Busses.

„Gewöhnlich stehen die Menschen nach einem so schweren Unfall unter Schock“, sagte Kreisbrandmeister Manfred Neumann, „erst nach einer Weile wird ihnen das Erlebte bewusst.“ Für die Feuerwehrleute war die Bergung ein Routine-Einsatz. „Sie sind Bilder von verletzten Menschen gewöhnt und dadurch abgeklärt“, sagte Neumann.

Auf den Umleitungsstrecken kam es bis in die späten Abendstunden zu langen Staus. Erst nach 20 Uhr konnte die Fahrbahn auf der Autobahn in Richtung Berlin wieder freigegeben werden.

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