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Brandenburg: Lufthansa expandiert in Schönefeld

Fluggesellschaft will das Trainingszentrum mit 50 Millionen Euro ausbauen

Schönefeld - Die Deutsche Lufthansa investiert über 50 Millionen Euro in die Erweiterung ihres Trainingszentrums in Schönefeld. Gestern wurde dort der zehnte Flugsimulator für die Pilotenausbildung in Betrieb genommen. Für zwei weitere, die in Kürze bestellt werden, wird eine neue Halle gebaut. Die Voraussetzungen für eine weitere Expansion sind ebenfalls geschaffen.

Der Ausbau des Flughafens zum Berlin Brandenburg International Airport (BBI) sei ein wichtiger Katalysator dafür, sagte Norbert Wechsel gestern, der Geschäftsführer der Lufthansa Flight Training Berlin GmbH. Rund 80 Prozent der etwa 42000 Piloten, die jetzt schon jährlich zum Training nach Schönefeld kommen, stammen nicht aus dem Lufthansa-Konzern, sondern von 76 Luftverkehrsgesellschaften aus aller Welt, sagte Wechsel. Der Einfluss auf die örtliche Wirtschaft sei erheblich. So würden die Piloten jährlich rund 50000 Nächte in den Hotels der Region verbringen und als gut verdienende Besucher viel Geld in den Geschäften und Gaststätten ausgeben.

Der neue, rund 15 Millionen teure Simulator ist bereits der Zweite für das Boeing-Modell 737 Next Generation. Hauptkunden werden hier neben Air Berlin, Hapag-Lloyd und Austrian Airlines mehrere chinesische Fluglinien sein. Jedes Trainingsgerät ist an sieben Tagen rund um die Uhr im Einsatz, nur zu Weihnachten wird das Zentrum für zwei Tage geschlossen. Die Simulatoren sind originalgetreue Cockpits, die sich auf mehreren Achsen bewegen, um ein realistisches Fluggefühl zu erzeugen. Durch den Einbau neuer Sichtsimulationssysteme zum Stückpreis von einer Million Euro wirkt die Landschaft, die auf die Cockpitfenster projiziert wird, noch natürlicher.In den Simulatoren müssen alle Verkehrspiloten zwei- bis dreimal pro Jahr in jeweils vier „Flugstunden“ unter Beweis stellen, dass sie Notfälle bewältigen können.

Noch in diesem Monat wird die endgültige Bestätigung des Lufthansa-Vorstandes für die Bestellung von zwei weiteren Simulatoren im Gesamtwert von rund 30 Millionen Euro erwartet. In Schönefeld wird dann Europas erstes Trainingsgerät für die neue brasilianische Regionaljet-Familie Embraer 170/190 stehen. Außerdem soll in Kooperation mit Airbus ein zweiter Simulator für den Mittelstreckenjet A320 beschafft werden.

Nachdem ein Simulator für den Airbus A340 bereits in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität betrieben wird, gibt es jetzt auch eine Kooperation mit der Technischen Fachhochschule Wildau. Die Teilnehmer des neuen Studienganges Luftfahrtlogistik werden künftig in Schönefeld mit dem Flugzeug vertraut gemacht. Restkapazitäten können Luftfahrt-Fans übrigens für den persönlichen Fun-Flug zum Preis von 435 Euro pro Stunde buchen.Die Zahl der Mitarbeiter im Trainingszentrum soll von 80 auf über 100 erhöht werden. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten in den zwei Dutzend Berliner Konzerngesellschaften, die seit 1990 entstanden sind, im vergangenen Jahr um 200 auf 4800, sagte der Lufthansa-Vorstandsbevollmächtigte Thomas Kropp.

Die Hauptstadtregion spiele für die Lufthansa eine wichtige Rolle und man werde alles tun, um den politischen und wirtschaftlichen Prozess zur Errichtung des BBI zu begleiten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte die Lufthansa vergangene Woche kritisiert, weil sie sich nicht um Flugverbindungen von Berlin auf andere Kontinente kümmere.Der neue Airport sei „eine Zukunftsvision, die wir teilen“, sagte Thomas Kropp. Die geforderten Langstreckenverbindungen seien ein „Mittelfristprojekt“.

Rainer W. During

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