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Brandenburg: Männer, die im Trüben fischen

Taucher helfen bei Befestigung des Oderdeichs bei HohenwutzenVON CLAUS-DIETER STEYER HOHENWUTZEN.Die Rettung für die Deiche muß jetzt auch aus der Oder selbst kommen.

Taucher helfen bei Befestigung des Oderdeichs bei HohenwutzenVON CLAUS-DIETER STEYER HOHENWUTZEN.Die Rettung für die Deiche muß jetzt auch aus der Oder selbst kommen.Taucher der Freiwilligen Feuerwehr aus Neuenhagen steigen von früh bis spät zusammen mit Kollegen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG aus Bremerhaven in die Wasserfluten.Sie versuchen, den Deich auf der Flußseite abzudichten.Wo sie auftauchen - buchstäblich - ist die Gefahr eines verheerenden Deichbruches am größten.Reitwein, Neurüdnitz und Hohenwutzen lauten ihre derzeitigen Einsatzorte. Die Oder schaut am gestrigen Nachmittag wieder unberechenbar aus.Mindestens mit Tempo 40 strömen die Wassermassen in Richtung Oderhaff nach Norden.Das kleine Boot der Feuerwehrleute kämpft sich mit aufschäumenden Wellen gegen die Flußrichtung.500 Meter liegen zwischen dem Stützpunkt am Deich von Hohenwutzen und der abgerutschten Deichstelle.Der kleine Motor am Heck gibt das Letzte. Auf der Flußmitte schiebt sich ein größeres Motorschiff heran.Es bringt die Sandsäcke für die Taucher.Auf der Landseite haben in den letzten Tagen Hubschrauber rund 300 000 Sandsäcke auf den abgerutschten Damm gelegt.Doch da sich für die nächsten Tage kein entscheidender Rückgang des Pegelstandes abzeichnet, wird nun das Experiment mit den Tauchern gestartet. Kai-Uwe Klopsch und Dirk Schalbe aus Neuenhagen, gleich hinter dem östlichen Berliner Stadtrand gelegen, lassen sich ins Wasser fallen.Nach wenigen Augenblicken sind sie in der trüben Brühe verschwunden.Nur noch die Leine deutet ihren Aufenthalt an.Von oben lassen Soldaten vier bis sechs Meter breite Folienstreifen herab.Die Taucher müssen sie befestigen.Schwere Sandsäcke dienen als Beschwerung. Die beiden jungen Männer sind leidenschaftliche Taucher."Es ist schon etwas ungewöhnlich, rund um Berlin als Taucher bei der Freiwilligen Feuerwehr zu sein", sagt Kai-Uwe Klopsch."Dennoch gibt es genügend zu tun.Wir helfen bei Bootsunglücken oder tauchen nach vermuteten Autos in Seen." Der jetzige Hochwassereinsatz sprenge jedoch alle bisherigen Erfahrungen."Die Sicht ist unten nur 20 Zentimeter.Da hilft nur tasten und fühlen", sagt Dirk Schalbe.Gegen die Strömung müßten sie sich regelrecht stemmen und manchmal auch an Unterwassenpflanzen festhalten. Die Taucher tasten den gesamten Deich, an dem das Wasser seit über einer Woche weit über sechs Meter steht, Zentimeter für Zentimeter ab.Risse werden sofort an die Deichexperten gemeldet.Diese nutzen die Informationen zur Beurteilung der Gesamtlage.Aufklärungsflugzeuge liefern dank ihrer Spezialkameras Röntgenbilder über das angegriffene Innenleben der Deiche.Für die sensiblen Stellen werden die Taucher gerufen, um mit Plastikfolie einen Abrieb des Deiches zu verhindern. Ob die Aktion wirklich die Lage entschärft, kann kein Experte sagen.Das gleiche trifft auf die Montage von langen Rohren ins Deichinnere zu, mit denen Wasser aus den durchfeuchteten Dämmen abgesaugt wird.

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