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Brandenburg: Märkische Heide, märkischer Brand Naturschützer finden Feuer im Kiefernwald gar nicht so schlecht

Jüterbog/Eberswalde. Die Hitze hat nachgelassen, doch die Trockenheit ist geblieben – und damit die extrem große Waldbrandgefahr.

Jüterbog/Eberswalde. Die Hitze hat nachgelassen, doch die Trockenheit ist geblieben – und damit die extrem große Waldbrandgefahr. 450 Hektar vor allem in den kargen Kiefernforsten im südwestlichen Brandenburg sind in diesem Jahr bereits vernichtet worden. Zum Ärger der Förster, die den Wald teils Jahrzehnte lang gehegt und gepflegt haben. „Feuer vernichtet nicht nur das Holz, sondern verbrennt auch den Humusboden und zieht Tiere und Pflanzen in Mitleidenschaft“, klagt Jan Engel, Sprecher der Landesforstanstalt in Eberswalde.

Martin Flade von der ebenfalls in Eberswalde ansässigen Landesanstalt für Großschutzgebiete bestreitet das zwar nicht, hält jedoch entgegen: „Die positiven Folgen sind größer als die negativen.“ Im Gegensatz zu den Förstern sehe der Naturschutz die Feuer deshalb „nicht ungern“, sofern keine Menschenleben oder Ortschaften gefährdet sind. Die Brände auf ehemaligen Truppenübungsflächen zum Beispiel bei Jüterbog schafften neuen Lebensraum für die Heide. Das sei wichtig, weil die Heidelandschaften in Brandenburg immer weiter zurückgedrängt würden. „Die Heide ist ein typischer Brandfolger“, erläutert Flade. Sie wachse nach Bränden „wie verrückt“. Damit entstünden neue Lebensräume für seltene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Tier- und Vogelarten, die in Heidelandschaften lebten, beispielsweise Birkhuhn, Wiedehopf, Ziegenmelker, Heidelerche oder Smaragd-Eidechse. In der Lüneburger Heide werde Feuer bewusst eingesetzt, um die Heide zu pflegen.

Ein weiterer Vorteil aus Naturschutz- Sicht: Die Waldbrände beschleunigten den Waldumbau, sagt Flade. Anstelle der Nadelwälder, die in Brandenburg mit einem Anteil von 85 Prozent stark überwögen, könne eine „naturnahe Waldgesellschaft“ entstehen. „Wir haben durch die Waldbrände die Chance, zu einem schnellen Waldumbau zu kommen“, sagt Flade. Der beschleunigte Umbau, also weg von den Nadelholz-Monokulturen hin zu Mischwäldern, ist nach Ansicht des Naturschützers sogar eine wichtige Vorsorgemaßnahme gegen Waldbrände: Denn – und das bestreiten auch die Förster nicht – Nadelwälder sind für Waldbrände besonders anfällig. „Laubbäume sind nicht so brandgefährdet, sie haben kein Harz“, sagt Flade.

Aber der Waldumbau ist nicht der einzige Weg, um die Waldbrandgefahr zu senken: „Da die Trockenheit zunehmen wird, müssen wir nach Wegen suchen, um das Wasser trotz sinkender Grundwasserstände in den Wäldern zu halten.“ Eine Möglichkeit ist, den Wasserabfluss aus Mooren und kleinen Seen zu stoppen, damit die Wasserstände wieder steigen. Solche Projekte gebe es bereits in der Uckermark und in der Schorfheide. Bund und EU beteiligten sich mit Fördermitteln; insgesamt würden zweistellige Millionenbeträge in derartige Vorhaben investiert. Man versuche auch, den Wasserhaushalt des Spreewaldes in den Griff zu bekommen. Der Nachschub aus der Spree reiche kaum mehr aus, um die Fließe zu füllen. Michael Mara

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