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Brandenburg: Marode Schlösser: Wowereit sagt Geld zu

Berliner Politik sieht Notwendigkeit zusätzlicher Sanierungsmittel. Brandenburg will nicht mehr zahlen

Potsdam - Das Land Berlin will der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten unter die Arme greifen, um die dringend nötigen Investitionen in die maroden Schlösser in Berlin und Potsdam zu bewerkstelligen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kündigte am Montag auf der Sitzung des Berliner Kulturausschusses im Neuen Palais in Potsdam an, dass Berlin seine Verantwortung wahrnehmen werde. Er schränkte allerdings ein, dass die Leistungen vorrangig den Berliner Schlössern zu Gute kommen müssten.

Die Vorsitzende des Kulturausschusses Alice Ströver (Grüne) rechnet mit einem Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro, die Berlin über die kommenden 20 Jahre zusätzlich in die Schlösser investieren werde. „Aber eigentlich müssten wir Geld drucken“, spielte sie auf die angespannte Haushaltslage des Landes an. Hier wies Klaus Wowereit einen möglichen Ausweg, denn er sagte eine weit stärkere Beteiligung des Bundes für die Schlösser Berlins und Brandenburgs voraus. „Es gibt positive Signale des Bundes, gemeinsam mit den Ländern zu arbeiten“, sagte er. An der Schlösserstiftung sind das Land Berlin mit rund 20 Prozent, der Bund mit 42 und das Land Brandenburg mit 38 Prozent beteiligt.

Zuvor hatte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, auf einem Rundgang mit den Berliner Abgeordneten durch das Neue Palais die schweren Schäden an der Substanz des 1769 fertig gestellten Königsschlosses gezeigt. Im Grunde seien bauliche Versäumnisse aus den letzten 140 Jahren nachzuholen, klagte er. Allerdings sei das Schloss auch schnell und schlampig von den Soldaten Friedrichs des Großen hochgezogen worden. Durch viele Wände dringt Feuchtigkeit, weil das Regenwasser nicht über Dachrinnen, sondern durch Rohre im Schloss abfließe. Würmer würden viele der mit Seide bespannten Wände aus Kiefernholz zerfressen. Die Marmorböden sind teils zersplittert, von den Decken rieselt der Putz. Außerdem, so warnte Dorgerloh, gebe es in dem mit viel Holz errichteten Gebäude erhebliche Mängel beim Feuerschutz. Das gleiche gelte übrigens auch für Schloss Charlottenburg: „Wenn Sie dort mit der Feuerwehr durchgehen, macht die den Laden gleich zu.“

Dorgerloh bezifferte den Investitionsbedarf der Schlösser für die nächsten 25 Jahre auf 730 Millionen Euro und forderte ein Sofortprogramm von 285 Millionen Euro bis 2017. „Ohne zusätzliche Mittel müssen wir immer weitere Bereiche schließen“, warnte er. „Der Verfall wäre nicht mehr aufzuhalten.“ Insbesondere die Publikumsmagneten Sanssouci, Babelsberg und Charlottenburg sollten von den Investitionen profitieren.

Doch während Klaus Wowereit den Masterplan Dorgerlohs begrüßte und zusätzliche Mittel versprach, die über die reine Bestandspflege der Schlösser hinausgehen, wird es aus Brandenburg voraussichtlich kein Geld für die Schlössersanierung geben. Die Vorsitzende des Kulturausschusses Martina Münch (SPD) sagte, dass dem Land dafür schlicht und einfach die Mittel fehlten. Der Abteilungsleiter für Kultur in der Brandenburger Landesregierung, Hajo Cornel, wies nach Wowereits Vorstoß allerdings darauf hin, dass in der Angelegenheit „die Messen noch nicht gesungen“ seien.

Philipp Licherbeck

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