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Fahrradschau der Polizei: Geklaute Räder an die Besitzer zurückgegeben

Vor zwei Wochen entdeckte die Polizei fast 50 vermutlich gestohlene Fahrräder in einem Keller in Prenzlauer Berg. Am Mittwoch lud sie zur Fahrradschau. Doch nur drei von 120 Diebstahlopfern bekamen ihre Räder zurück.

120 Fahrräder in allen Größen, Farben und Preislagen. Und mittendrin steht Sonja Tauber mit einem Bild in der Hand. Darauf ist ein schwarzes Fahrrad zu sehen: „Das ist mir vor vier Wochen geklaut worden“, sagt die Rentnerin aus Prenzlauer Berg und deutet wehmütig auf das Bild. „Ich habe geheult wie ein Schlosshund.“ Das neue Fahrrad hatte keine Stange, das Aufsteigen sei viel leichter gewesen.

Frau Tauber fehlt das Geld, um noch ein Rad zu kaufen. Deshalb ist sie am Mittwochmorgen zur Polizeidienststelle in Reinickendorf gekommen – wohl oder übel auf dem alten Fahrrad. Der Andrang beim „Besichtigungstag“ ist groß. 120 Diebstahlopfer sind gekommen. Bei durchschnittlich 20 000 Fahrraddiebstählen im Jahr ist diese Zahl überschaubar.

Die Idee zur Fahrradschau kam der Polizei, als sie vor zwei Wochen einen 42-Jährigen in Prenzlauer-Berg festnahm, der knapp 50 Fahrräder in seinem Keller gebunkert hatte. Der Mann hatte behauptet, die Zweiräder rechtmäßig erworben zu haben, die Polizei ermittelt, ob das stimmt. Zunächst wurden die Räder im Internet präsentiert und dann zusammen mit Fahrrädern aus anderen Beschlagnahmungen in Reinickendorf präsentiert. Die Polizei erhofft sich auf diese Weise Hilfe bei den Ermittlungen: Wenn jemand sein Fahrrad erkennt, erhärte das den Verdacht, sagt ein Beamter.

Besucher müssen ein straffes Verfahren durchlaufen, für das die Polizei etwa 20 Beamte abgestellt hat. Sie werden nur in Kleingruppen aufs Gelände geführt. Dann muss Anzeige erstattet und das Fahrrad beschrieben werden. Im Idealfall durch Kaufvertrag und Registriernummer, häufiger durch Fotos oder „Auffälligkeiten“. Erst dann geht es in die Garage.

Auf einem Fahrrad steht „Wotan statt Jesus“. „Geschmacklos“ findet das eine Besucherin. Praktisch findet es die Polizei: „Wer sein Rad individuell gekennzeichnet hat, kriegt es auch zurück“, sagt Polizeisprecher Carsten Müller.

Die meisten Besucher gehen wieder zu Fuß nach Hause. Nur drei Räder werden ihren Besitzern zurückgegeben. Auch Peter Trojan aus Wandlitz, der das Fahrrad seiner Frau sucht, hat kein Glück. Aber der Ärger ist groß, als er durch die Fahrradgarage geht: „Unglaublich, dass jemand sogar solche Schrottlauben klaut.“ Bärbel Möller aus Wedding besaß zuletzt so eine. Als der 63-Jährigen in kurzer Zeit zwei teure Räder gestohlen wurden, kaufte sie ein „klappriges Klapprad“ für 20 Euro. „Dann komm’ ick aus dem Supermarkt und glaub es nicht: Schon wieder weg!“ Seitdem zweifelt Bärbel Möller an den Menschen: „Was ist nur aus dieser Welt geworden?“ Auch Sonja Tauber geht leer aus. Nur einen Tipp gibt ihr die Beamtin mit auf den Weg: „Kaufen Sie sich ein Bügelschloss. Um das aufzukriegen, braucht der Dieb eine Flex."

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