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Die Metaxa -Strandbar am Humboldthafen muss jetzt schließen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Humboldthafen: Strandbar "Metaxa-Beach" muss Luxuswohnungen weichen

Am Humboldthafen gab es mal drei Beachclubs. Zwei davon sind bereits geschlossen. Zumachen muss jetzt auch die letzte Strandbar, das "Metaxa-Beach".

Luxuswohnen und Flanieren am Wasser, das werde am Ende wohl bleiben von der Spiel-, Sport- und Partyzone am Humboldthafen. Seit fünf Jahren betreibt Alexander Freund seine „Metaxa-Beach“ am Nordufer. Liegestühle, Sonnenschirme, Palmen, Barhütten und vor allem tonnenweise Ostseesand. Den lässt Freund jedes Jahr frisch aufschütten, damit es aussieht wie auf Barbados oder Bali.

Bald ist damit Schluss. Die letzte Saison hat begonnen, demnächst soll gebaut werden: 250 Wohnungen, Büroflächen, Läden und Restaurants. Der Wettbewerb für die Gestaltung wurde schon 2013 vom Büro Hadi Teherani aus Hamburg gewonnen, geplante Fertigstellung: 2016. Das scheint nicht geklappt zu haben. Und es könnte sein, dass auch im nächsten Jahr noch keine Grundsteinlegung bevorsteht.

Der Humboldthafen ist kompliziertes Terrain. Die breiten Bahnbrücken durchtrennen Wasserfläche und Uferbereiche. Die sind teilweise so schmal, dass normale Häuser kaum Platz haben. Am Friedrich-List-Ufer liegt vereinsamt ein Eingang zur U 55, drumherum ist Baustelle für die neue S-Bahnlinie 21. Fertigstellung: 2017? Mal sehen, ob es dabei bleibt.

Bedeutender Hafen war es nie

Bis zum Krieg war der Hafen ein echter Warenumschlagplatz, 1848 am Abzweig zum Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal angelegt. Ein wirklich bedeutender Hafen entwickelte sich jedoch nicht. Bis zum Krieg blieb der Umschlagplatz mit Lagerhallen bestehen, danach senkte sich der Kalte Krieg über das trichterförmige Becken. Östlich verlief die Mauer, westlich die Sektorengrenze. Am 24. August 1961 kam hier Günter Litfin als erstes Todesopfer an der Berliner Mauer durch Schüsse ums Leben, als er versuchte, das Becken zu durchschwimmen.

Diesen Schrecken und seine interzonale Lage hat der Hafen auch nach der Wende nicht wirklich abschütteln können. Als der Hauptbahnhof entstand, wurde dem Wasserbecken erneut eine Nebenrolle übertragen. Konzepte zur Wiederbelebung gab es zuhauf, aber realisiert wurde bislang nur die Sanierung der Kaimauern. Einen Schiffsanleger werde es künftig geben, sagte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) vor Kurzem. Wann, sagte er nicht.

Er weiß, wie das Geschäft läuft

Das holländische Unternehmen OVG wagte sich als Erstes ans Ufer heran, baute ein großes Bürohaus für das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCooper und erhielt dafür viel Anerkennung. Die Glaskulisse des Hauptbahnhofs erscheint attraktiv, durch seine zweiseitige Ausrichtung auf Europa- und Washingtonplatz entfällt die klassische Aufteilung in glanzvolle Vorderfront und ein schmuddeliges Bahnhofsviertel dahinter.

Geplant sind Gebäude rund um das Hafenbecken, mit einem Arkadengang und viel Gastronomie. Am Bürohaus „Humboldthafen Eins“ ist diese Uferzone schon weitgehend fertig, allerdings noch nicht eröffnet. Auch von schicken Cafés und Restaurants fehlt noch jede Spur.

Aber es gibt ja das Metaxa und seine Liegestühle. Im Herbst will Alexander Freund, dem auch das Pirates im ehemaligen Kornspeicher an der Oberbaumbrücke gehört, wieder sein Oktoberfest im Bierzelt veranstalten. Dass die Strandbar schließen muss, die letzte von dreien in der Gegend, findet er schade. Aber Freund ist gelernter Hotelfachmann. Er weiß, wie das Geschäft läuft. Und eine wetterabhängige Strandbar bringt weniger Geld ein als ein Restaurant, das 365 Tage im Jahr geöffnet ist.

Auf dem Bargelände bastelt Sandra Zimmermann mit ihrem Team am Prototyp eines neuen Wohncontainers, der künftig zu Hotels, Flüchtlingsheimen oder Studentenunterkünften zusammengesteckt werden soll. „Wie Legosteine“, sagt Zimmermann. Ihr umgebauter Seecontainer sei deutlich komfortabler und besser gedämmt als die bisherigen Modelle.

Für einige Baufelder gibt es noch keinen Plan

Auf dem Eckgrundstück am Friedrich-List-Ufer möchte sie bald eine kleine Modellcontainersiedlung errichten, wenn der Liegenschaftsfonds zustimmt. Das wäre wieder eine Zwischennutzung, bis irgendwann das Haus der Gesundheit gebaut wird, eine privat finanzierte Repräsentanz der Berliner Gesundheitswirtschaft, dafür fehlt allerdings noch viel Geld. Für die übrigen Baufelder gibt es noch keine konkreten Planungen.

Ein Hafen, der schon längst keiner mehr ist, ein Wasserbecken, über dem die Möwen kreisen und Züge quietschen, ein Ufer, an dem kein Schiff anlegt. Bis auf Weiteres bleibt der Humboldthafen eine Kanalerweiterung ohne tieferen Sinn, eine Wasserbrache als verwildertes Lustbecken in der erweiterten Wartezone des großen Bahnhofs nebenan.

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