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Berlin-Tiergarten: BVG kapituliert vor Schmierern

Bei Farbattacken sind die Fliesen des U-Bahnhofs Mendelssohn-Bartholdy-Park beschädigt worden. Für eine Sanierung fehlt das Geld. Jetzt greift das Unternehmen zur geblümten Klebefolie.

Schön oder hässlich? Darüber lässt sich streiten. Für die BVG sind sie einfach praktisch, die bedruckten Folien, die sie jetzt auf den Wänden des U-Bahnhofs Mendelssohn-Bartholdy-Park an der U 2 (Pankow–Ruhleben) angebracht hat. Dunkel gehalten mit Blumen als Motiv. Anders wusste sich die BVG nicht mehr zu helfen: Die Natursteinfliesen in der erst 1998 eröffneten Station waren so beschmiert, dass die Farbe nicht mehr zu entfernen war. Für neue Fliesen fehlt schlicht das Geld.

Die ursprünglich grau-schwarzen und hellen Platten hatten den Bahnhof elegant wirken lassen. Die Architekten hätten dabei aber polierte Platten einbauen lassen, bei denen die Farbe tief in die Poren eindringe, sagte U-Bahnbauchef Uwe Kutscher. Auch bei einigen anderen der neueren Stationen gebe es diese Probleme – etwa in Pankow, wo die Züge seit 2000 halten. Auch hier will die BVG die nicht mehr entfernbaren Schmierereien hinter Folien verbergen.

Langfristig, wenn Geld vorhanden sein sollte, wolle man die Fliesen austauschen, sagte Kutscher. Kurzfristig sei das Anbringen der Folien weitaus günstiger, auch wenn sie, wie im südlichen Eingang, ein Fotomotiv haben. Für den Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park seien etwa 5000 Euro nötig gewesen. Aber auch diese Summe fehle nun woanders.

Die BVG hat auch Probleme mit zerkratzten Scheiben

Es sei nicht immer einfach, Architekten von Bahnhöfen dazu zu bringen, Material zu verwenden, das einfach zu reinigen und pflegen sei, sagte Kutscher weiter. Die BVG machte jetzt vor dem Einbau aber Tests: Sie beschmiere neue Materialien mit allen auf dem Mark befindlichen Farben selbst, lasse sie einwirken und versuche anschließend, sie zu entfernen. Nur was sich leicht reinigen lasse, werde dann eingebaut. Bewährt habe sich dies bei der Sanierung der Stationen an der U 5 (Alexanderplatz–Hönow). Dort ließ die BVG 2003 die alten Fliesen abschlagen und ersetzte sie durch vandalismusresistente Emaillebleche.

Auch bei zerkratzten Scheiben („Scratching“) verbirgt die BVG jetzt zunehmend die hässlichsten Folgen hinter Folien mit einem wellenförmigen weißen Aufdruck statt wie bisher die Scheiben auszutauschen. Auch am Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park kleben solche Folien an den Scheiben, wie auch an den Hochbahnstationen Bülowstraße und Nollendorfplatz. Eine ähnliche Lösung werde es am Bahnhof Möckernbrücke an der erst vor wenigen Jahren sanierten gläsernen Verbindungsbrücke zwischen den Linien U 1 und U 7 über den Landwehrkanal geben, kündigte Kutscher an.

Im Außenbereich des Bahnhof muss die BVG dagegen passen. Die durch einen Bauzaun abgesperrte Brache auf beiden Bahnhofsseiten, auf der auch schon Obdachlose gelebt haben, gehört einem Investor, der dort – wie teilweise beim benachbarten Scandic-Hotel, den Bahnhof überbauen will. Die Pläne sollen nach Tagesspiegel-Informationen nun wieder vorangetrieben werden. Immerhin würden dann zerkratzte Scheiben den Ausblick nicht mehr trüben. Denn es gäbe keinen mehr.

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