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Tempelhof: Interessenten stehen Schlange für leere Gebäude

Berlins Bürgermeister Wowereit verteidigt die Entscheidung für die Modemesse: Der Mietvertrag mit Bread and Butter regt die Nachfrage an. Opposition und IHK bleiben jedoch bei ihrer Kritik.

Die Modemesse Bread and Butter in den Hangars des Flughafens Tempelhof zieht jetzt auch Interessenten als Mieter für die leer stehenden Gebäudeteile an. Die Nachfrage sei deutlich gestiegen; dabei gebe es auch Nutzungsvorschläge, an die man bisher nicht gedacht habe, sagte am Montag der Geschäftsführer der Berliner Immobilienmanagement GmbH (Bim), Sven Lemiss, im Stadtentwicklungsausschuss des Parlaments. Die landeseigene Bim verwaltet im Auftrag des Landes das ehemalige Flughafengelände.

Das Interesse beziehe sich auf den Gebäudeteil H 2, in dem einst auch ein Hotel der amerikanischen Luftwaffe untergebracht war, sagte Lemiss. Auch die Polizei hatte dort bereits vorübergehend Räume genutzt. Eine Vermietung sei möglich, ohne vorher die Räume aufwendig umbauen zu müssen, ist Lemiss überzeugt. Die Interessenten warten jetzt darauf, wer außer der Modemesse noch die Hangars nutzen werde. Auch hier gebe es eine „große Nachfrage“. Bread and Butter hat die sieben Hangars sowie die Haupthalle und einen Teil der Freifläche für zwei Monate im Jahr gemietet.

Eine Dauernutzung der Hangars, etwa durch das Filmstudio Babelsberg, sei damit ausgeschlossen, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Er verteidigte den Mietvertrag mit der Modemesse, der man überall in Europa den „goldenen Teppich“ ausgerollt hätte.

Den Kontakt zur Bim habe er hergestellt, bestätigte Wowereit. Die Mietverhandlungen habe dann aber die Bim in eigener Regie geführt. Vom „guten Ergebnis“ sei dann auch er überrascht worden, sagte der Regierende Bürgermeister weiter. Er habe nur noch darauf gedrungen, dass es weiter eine Möglichkeit geben müsse, das Alliiertenmuseum von Dahlem nach Tempelhof zu bringen. Dafür seien auch mehrere Optionen vorhanden. Zweifel an der Bonität von Bread and Butter wiesen Wowereit und Lemiss zurück (siehe Artikel unten). Vor Abschluss des Mietvertrages habe man die wirtschaftliche Basis geprüft, sagte Lemiss. Auch die bundeseigene Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bestätigte, als Noch-Mit eigentümer die Unterlagen geprüft und genehmigt zu haben.

Die Opposition sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) erneuerten dagegen ihre Kritik am Vorgehen bei der Vermietung an die Modemesse. Einig waren auch sie, dass es wichtig für Berlin sei, die Messe in die Stadt zurückzuholen; das Vorgehen habe der Verlässlichkeit der Stadt geschadet, sagte IHK- Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Wowereit entgegnete, die Messe sei nur mit dem Standort Flughafen Tempelhof zur Rückkehr aus Barcelona bereit gewesen. Dieser „ungewöhnliche Standort“ habe sich auch ohne Flugverkehr zu einem neuen Markenzeichen von Berlin entwickelt, sagte der Chef der Berlin Tourismus Marketing, Burkhard Kieker.

Dagegen kann der bisherige Mieter der Halle 2, Andreas Grunszky, die Kündigung seines Pachtvertrages immer noch nicht begreifen. „Wir hätten den Flughafen auch neben der Bread and Butter die übrigen zehn Monate für das Land vollgemacht“, sagt er. Seine Firma „Hangar 2“ habe jährlich 63 Veranstaltungen in Tempelhof durchgeführt. Auch der Vorstand der Studio Babelsberg AG Christoph Fisser sagte: „Jeder internationale Film, den die Studios in den Tempelhofer Hangars drehen, würde mehr Geld nach Berlin bringen als die Messe.“ Große Kino-Produktionen brächten in kürzester Zeit 60 bis 80 Millionen Euro.

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