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Ein neuer Name? Den U-Bahnhof Thielplatz gibt es seit 1913, die FU und der Bezirk wollen ihn umtaufen in „Freie Universität“.

© Thilo Rückeis

Update

Berlin-Dahlem: U-Bahnhof Thielplatz soll „Freie Universität“ heißen - die Hochschule sammelt Geld

Die FU und das Bezirksamt treiben die Umbenennung der Station Thielplatz nach der Uni voran. Auch der Senat ist nicht mehr grundsätzlich dagegen. Jetzt müssen nur noch die Dahlemer Anwohner zustimmen.

Den Thielplatz gibt es eigentlich nicht – obwohl der Dahlemer U-Bahnhof an der Linie U3 so heißt. Nur der Thielpark nebenan und die nahe Thielallee erinnern an Ministerialdirektor Hugo Thiel (1839 bis 1918) und dessen Rolle in der Geschichte der Domäne Dahlem. Auch mit diesem Kuriosum argumentieren Befürworter einer Umbenennung des U-Bahnhofs in „Freie Universität“.

Darüber wird seit Langem diskutiert – jetzt steigen die Chancen.

Ausschlaggebend ist der Bürgerwille

Eine treibende Kraft ist FU-Präsident Peter-André Alt, der nun mit BVG-Chefin Sigrid Nikutta gesprochen hat. Am Ende entscheidet der Senat, und hier setzt ein Umdenken ein. Sollte sich die „deutliche Mehrheit der Anwohner“ den neuen Namen wünschen, werde man sich „diesem Anliegen nicht verschließen“, sagt Martin Pallgen, Sprecher von Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD). Die FU und das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf sollten mit Bürgern ein „Partizipationsverfahren“ starten – und die Kosten tragen.

Sollte der U-Bahnhof Thielplatz wirklich in U-Bahnhof Freie Universität umbenannt werden, will FU-Präsident Peter-André Alt die anfallenden Kosten durch Crowdfunding, also durch Spenden, decken. Das sagte Alt am Mittwoch im Akademischen Senat der FU. Allerdings hofft er, dass eine Spendenaktion nicht nötig wird, wenn es gelingt, „politische Unterstützung“ für das Anliegen zu bekommen. Zuletzt hatte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) erklärt, die FU werde die Kosten überwiegend tragen müssen.

Üblicherweise kostet die Umbenennung einer Station etwa 300 000 Euro. Studierende kritisierten im Akademischen Senat, die FU habe sich für die Station stets als nicht zuständig erklärt, wenn es um den Einbau behindertengerechter Zugänge gegangen sei. Alt sagte, die FU-Beauftragte für Studierende mit Behinderungen, die Sportprofessorin Gudrun Doll-Tepper, habe ihn bereits gebeten, das Thema an die BVG heranzutragen, was er gerne tun werde.

Diskussionsabend im März

Jetzt laden FU und Bezirk am 10. März um 19 Uhr zum Bürgergespräch in den Henry-Ford-Bau an der Garystraße ein. Laut FU-Sprecher Goran Krstin werden Anwohner bald schriftlich informiert. Die FU setzt sich seit 2007, als sie zur „Exzellenz-Universität“ aufstieg, für den neuen Bahnhofsnamen ein. Unterstützung kam vom damaligen Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD), der BVV und dem Fahrgastverband Igeb.

Argumente nennt der CDU-Bezirksverordnete David Eckel: Studenten und FU-Mitarbeiter „stellen den überwiegenden Teil“ der U-Bahn-Nutzer, wichtige Unigebäude lägen ganz in der Nähe. Vor allem Gastdozenten und ausländische Studenten könnten sich besser orientieren. Igeb-Geschäftsführer Florian Müller bestätigt, dass „Studenten vorzugsweise mit der U-Bahn anreisen“.

Dagegen befürchtet BVG-Sprecherin Petra Reetz eine „Irreführung“. Viele FU-Institute lägen näher am U-Bahnhof Dahlem-Dorf. So sieht es auch der SPD-Fraktionschef in der BVV, Norbert Buchta. Wenigstens als Untertitel müsse auf den Schildern „Thielplatz“ stehen. „Die Uni ist auf mehrere Komplexe verteilt und es gibt keinen Campus. Der U-Bahnhof Dahlem-Dorf hätte diesen Namen dann auch verdient“, sagt Buchta. Bahnhofsnamen „haben eine Tradition und gehören zum Erscheinungsbild eines Kiezes“. Gerade deshalb sind sie oft so umstritten.

2007 stimmte auch die SPD „nach kontroverser Diskussion“ für die Umbenennung, wie Buchta einräumt. Laut Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) würde vor allem die FU die Kosten tragen.

Keine U3-Verlängerung bis zum Mexikoplatz

Der 1913 eröffnete Bahnhof ist älter als die 1948 gegründete FU und war bis zur Streckenverlängerung nach Krumme Lanke 1929 der Endbahnhof. Soeben hat die BVV erneut den Weiterbau der U3 bis zum Mexikoplatz gefordert – doch davon hält die BVG wegen „dreistelliger Millionenkosten“ und der „geringen Fahrgastzahlen“ gar nichts.

- Lesen Sie mehr über Umbenennungen von S- und U-Bahnhöfen in Berlin. Von Naturkundemuseum, Mohrenstraße und Witzleben - eine Übersicht finden Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.

Der Autor ist Reporter des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

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