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Hitlers Mein Kampf am Kiosk: Bücher, die wir nie wieder sehen wollen

Könnten Neonazis endlich lesen, was Hitler einst schrieb, sie wären sofort bekehrt. Das scheint Peter McGee zu glauben, der Auszüge aus "Mein Kampf" an deutsche Kioske bringt - oder ist der britische Verleger womöglich ein Heuchler?

In den Jugendjahren unserer Republik war es üblich, skandalöse Fotos in Illustrierten unter der Überschrift „Bilder, die wir nie wieder sehen wollen!“ abzudrucken. Der Sensationslust war damit ebenso wie der Sittenstrenge heuchlerisch Genüge getan.

Ähnlich funktioniert das Prinzip, mit dem der britische Verleger Peter McGee nun im Rahmen seiner „Zeitungszeugen“ kommentierte Auszüge aus Hitlers „Mein Kampf“ in Deutschland verkaufen will. „Ein extrem mieses Buch!“, schimpft er und fordert, die Öffentlichkeit müsse nun endlich Gelegenheit haben, sich mit dem Originaltext auseinanderzusetzen.

Oh, das ist nett von ihm. Denn es zeigt sich ja immer wieder, wie sich die Missverständnisse über die Absichten des Größten Führers aller Zeiten häufen, ja, es sind bekanntlich jüngst sogar Morde im Namen einer rechtsradikalen Gesinnung begangen worden, die angeblich in direkter Linie auf „Mein Kampf“ zurückgeht.

Alles ein Irrtum! Denn könnten unsere Rechtsradikalen endlich lesen, auf welchen durchgeknallten Schwachkopf sie da hereingefallen sind, würde sich ihre Ideologie vermutlich von selbst in Luft auflösen, nicht wahr? Sofern sie lesen können. Gegenprobe: Historiker, die das Buch bekanntlich ohne Einschränkungen studieren dürfen, sind so gut wie nie rechtsradikal, sie wissen eben, wovon sie reden.

Das Bayerische Finanzministerium, dem die Rechte einst zugefallen sind, möchte die Veröffentlichung nun dennoch unterbinden. Möglicherweise ist das doch keine so schlechte Idee. Denn es könnte vor allem im Ausland als befremdlich empfunden werden, dass gerade jetzt mit Inbrunst die Veröffentlichung von Teilen eines idiotischen Buchs betrieben wird, dessen Inhalt prinzipiell vollständig bekannt ist – gerade jetzt, da sich die Ermittler intensiv bemühen, die Mordserie der Thüringer Terrorzelle aufzurollen.

Nein, beides hat nicht allzu viel miteinander zu tun, und es bleibt ein Unbehagen daran, dass ein Buch aus politischen Gründen unter Verschluss bleibt. Aber ein öffentliches Interesse an der Publizierung jetzt drängt sich ebenso ebenso wenig auf wie damals, als die „Quick“ und ihre Schwestern uns unbedingt ihre Schmuddelbilder zeigen wollten.

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