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Von Tag zu Tag in Berlin: Pandabären erobern die Stadt

Der WWF stellt 1600 Pandabären aus Plastik vor dem Hauptbahnhof aus, um zu symbolisieren, wie viel dieser Tiere noch frei leben. Mit Pandabären kennt sich Berlin aus: Ob Tjen Tjen oder Bao Bao, keiner konnte die Herzen der Berliner erobern, meint Bernd Matthies und fragt: Gelingt es diesen?

Der Panda ist keiner, den man als Nachbarn haben möchte. Rechthaberisch, ewig schlecht gelaunt, ein Einzelgänger, in dessen Kopf es nur klingelt, wenn man seinen Namen doppelt ruft. Hinter dem weichen Kuschelpelz steckt kein schöner Charakter, sondern ein knopfäugiger Stiesel, der sich, Sprachkenntnisse vorausgesetzt, bestenfalls zum Aushilfshausmeister eignen würde. Wäre da nicht der permanent im Raum schwebende Vorwurf der Pandafeindlichkeit, müssten gerade wir Berliner ernüchternde Bilanz ziehen.

Diese Bilanz käme nämlich zu dem Ergebnis, dass Berlin ohne Panda so etwas Ähnliches ist wie Hamburg ohne Hofbräuhaus: Niemandem fehlt was. Zwar hat sich Helmut Schmidt damals weit aus dem Fenster gelehnt, um das Pärchen in Peking für Berlin loszueisen, möglicherweise spürte er Seelenverwandtschaft – aber haben beide es in die Herzen der Berliner geschafft? Das haben sie nicht.

Deswegen müssen wir dem WWF zu seiner Werbeaktion in Berlin zurufen: netter Versuch. Zwei Pandas haben es hier nicht ausgehalten, warum also 1600?

Ach – alle nur aus Plastik? Das erinnert an die Buddy-Bären, die ungefähr genauso zahlreich sind und weltweit praktisch jeden Platz okkupieren, der sich für einen Plastikpetz überhaupt denken ließe. Allerdings: Der WWF-Panda ist diesen Kollegen in seinem puristischen Schwarz-Weiß zumindest geschmacklich weit überlegen und beansprucht sehr viel weniger Raum. Möglicherweise könnte er sich so doch noch für ein Weiterleben in Berlin qualifizieren.

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