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Abgebrannte Autos standen am Sonntagmorgen in der Kleinen Kurstraße in Mitte.

© Maurizio Gambarini/dpa

Update

Demo für Rigaer Straße: Nach der Demo brannten wieder Autos

Die Demo durch Friedrichshain blieb nur eine halbe Stunde lang friedlich. Es gab Verletzte, mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Und nachts brannten Autos.

Nach der Demo (hier der Live-Blog zum Nachlesen) folgte weiterer Krawall: Nach Angaben der Berliner Polizei brannten in der Nacht zu Sonntag wieder zahlreiche Autos im Berliner Stadtgebiet.

Während des Einsatzes in der Nacht wurden nach Angaben der Polizei viele Beamte durch Stein- und Flaschenwürfe verletzt. Konkrete Zahlen nannte die Polizei zunächst nicht. Auch Demonstranten erlitten Verletzungen und mussten von Sanitätern versorgt werden. Am frühen Morgen waren laut Polizei alle Versammlungen beendet. Eine Bilanz der Nacht soll im Laufe des Sonntags folgen.

Während der Demo blieb eine halbe Stunde lang alles friedlich. Dann, gegen 21.30 Uhr, erschienen auf den umliegenden Dächern die ersten Leuchtfeuer und Raketen, Böller wurden gezündet. Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen, berichtete die Berliner Polizei. Mindestens ein Polizeibeamter wurde dadurch verletzt, sagte Pressesprecher Winfrid Wenzel. „Die Stimmung ist aufgeheizt, aggressiv und eindeutig polizeifeindlich“, sagte er bereits zu diesem frühen Zeitpunkt dem Tagesspiegel.

Die Demo endete auf der Warschauer Straße. Dort gab es mehrere Festnahmen.
Die Demo endete auf der Warschauer Straße. Dort gab es mehrere Festnahmen.

© Robert Klages

Begonnen hatte der Samstagabend dabei verhältnismäßig entspannt. Bei der Auftaktkundgebung um 21 Uhr am Wismarplatz waren zunächst nur etwa 500 Demonstranten vor Ort, die von den Polizisten intensiv kontrolliert wurden. Sprechchöre richteten sich gegen die Polizei. Viele saßen jedoch in Spätis und Kneipen entlang der Demoroute und schlossen sich dann, scheinbar spontan, dem Zug an, um den Vorkontrollen zu entgehen. Die Polizei war mit 1800 Beamten aus sieben Bundesländern bei der Demonstration der linken und linksextremen Szene im Einsatz. Das Motto der Demonstration, „Rigaer 94 verteidigen“, machte klar: Es ging, natürlich und mal wieder, vor allem um das linke Szeneobjekt in der Friedrichshainer Rigaer Straße 94.

Die Stimmung hatte sich in den vergangenen Wochen hochgeschaukelt, nachdem am 22. Juni einige Räume im Gebäude geräumt wurden, unter Beteiligung von rund 300 Polizisten. In fast jeder Nacht seitdem hatten in Berlin Autos gebrannt oder wurden Gebäude mit linken Parolen beschmiert, zu vielen Taten bekannten sich Linksextreme. Tagsüber hatten Autonome noch auf dem einschlägigen Webportal „Indymedia“ erklärt, die Anschläge würden aufhören, wenn sich die Polizei aus der Rigaer Straße zurückziehe, die Räume zurückgegeben würden und der „Gemischtwarenladen für Revolutionsbedarf“ in der Kreuzberger Manteuffelstraße 99 nicht wie geplant geräumt würde.

Als der Demonstrationszug die Rigaer Straße erreichte, begann die Stimmung zu kippen. Während die vorderen Teilnehmer weiterzogen, wurde weiter hinten ein Feuer auf der Straße gelegt. Viele Teilnehmer hatten sich vermummt, es flogen riesige Böller in Richtung der Polizisten. Wenzel bestätigte erste Festnahmen, wie viele und aus welchem Grund war zunächst unklar. Die Polizei setzte Tränengas ein, ein Hubschrauber unterstützte die Beamten mit Übersichtsaufnahmen aus der Luft. Kurzzeitig war das Gerücht im Umlauf, die Demonstration sei aufgelöst, kurz darauf ging sie aber weiter durch die Warschauer Straße.

Die Demonstration erreichte ihren geplanten Endpunkt am Stralauer Platz nicht. An der Ecker von Warschauer Straße und Revaler Straße beendete der Veranstalter die Demo vorzeitig. Die Polizei nahm zahlreiche Personen fest, die zuvor aufgefallen waren. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Mehrere Menschen wurden verletzt. "Geht nach Hause", teilte die Polizei über Lautsprecher mit. "Haut ab", brüllten die Demonstranten. Viele der Teilnehmer waren alkoholisiert.

Bevor sich die Menge komplett auflöste, meldete der Betreiber eines linken Szene-Ladens in Kreuzberg eine Spontandemo an. Sein Laden in der Manteuffelstraße 99 soll Anfang August geräumt werden. Die Erhaltung des M99 hatten die Autonomen als Bedingung daran geknüpft, keine weiteren Brandanschläge zu verüben. Die Spontandemonstration wurde zunächst genehmigt. Wenig später zogen etwa 100 Demonstranten über die Oberbaumbrücke Richtung M99.

Die Stimmung hatte sich da bereits deutlich beruhigt, viele Demonstranten hatten sich bereits entfernt. Insgesamt habe man die Lage "weitgehend unter Kontrolle" gehabt, sagte Polizeisprecher Winfrid Wenzel. Er sprach von insgesamt etwa 1800 Teilnehmern.

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